Startseite

Arthrocnemum macrostachyum (Moric.) C. Koch
Graue Gliederrmelde, Chenopodiaceae - Gänsefußgewächse
Sommerblüher, V–X, 30–150 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Die Graue Gliederrmelde ist im Mittelmeergebiet mäßig häufig und besiedelt die Salzsümpfe, Marismas und Feuchtgiebete in Küstennähe, als auch entlang von schlammigen Flußbetten und Bächen im Binnenland. Das Verbreitungsgebiet reicht über den mittleren Osten bis nach Pakistan. Es sind größere Sträucher, bis 1,5 m Höhe, deutlich sukkulent, anfangs graugrün, später gelblich grün und zuletzt rötlich. Ältere Sprosse verholzen, stoßen das sukkulente Gewebe ab und können bis zu 1 cm im Durchmesser erreichen. Die gegenständigen Blätter sind als Anpassung an den Standort schuppenförmig reduziert, stängelumfassend und markieren jeweils ein sukkulentes Glied. Beim Arthrocnemum macrostachyum stehen die Glieder meist aufrecht und bilden architektonisch kandelaberartige Figuren mit Sprossen von 3–4 mm im Durchmesser. Wie für Chenopodiaceae (Gänsefußgewächse) typisch, sind die Blüten unscheinbar.

Namensänderungen hat Arthrocnemum macrostachyum in den letzten Jahren einige erfahren. Nicht alle Autoren folgen diesen Änderungen, so finden sich häufig noch Salicornia macrostachya Moric., Arthrocnemum fruticosum Moq. var. macrostachyum (Moric.) Moq. oder Arthrocnemum glaucum Ungern-Sternb. als akzeptierte Namen. Zukünftig dürfte aber in der Systematik noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Unterscheidungsmerkmale, sofern man Arthrocnemum macrostachyum als gültigen Namen ansieht, sind:
Salicornia: einjährige Pflanzen, Blütenstand terminal, Blüten verschieden groß, in einem Dreick angeordnet.
Arthrocnemum: mehrjährige Pflanzen, Blätter kelchähnlich, Blüten von Deckblättern verdeckt, lineal angeordnet.
Sarcocornia: mehrjährige Pflanzen, Blätter kranzähnlich, Blüten gleich groß, lineal angeordnet.



Abb. 1 Mannshoher Strauch des Arthrocnemum macrostachyum im Marisma del Duque, Ayamonte, Spanien, 30.10.2013, 1 m, 37° 12' 02 N, 07° 20' 01 W
Abb. 2 Die sukkulenten Spross-Glieder von Arthrocnemum macrostachyum, Isla Canela, Ayamonte, Spanien, 18.10.2010, 3 m, 37° 10' 35 N, 07° 22' 22 W
Abb. 3 Sprosse des Arthrocnemum macrostachyum kurz nach der Blüte mit winzigen Resten der Staubfäden. Lagune bei San Giovanni, Muravera, Sardinien, 0 m, 39° 23' 30 N 09° 36' 29 O, 17.10.2016
Abb. 4 Arthrocnemum macrostachyum-Sträucher in den sandigen Abschnitten des oberen Marismas der Isla Canela am Rio Guadiana, Ayamonte, Spanien, 11.10.2010, 0 m, 37° 11' 01 N, 07° 24' 13 W
Abb. 5 Übersandetes Arthrocnemum macrostachyum im meerseitigen Randgebiet des oberen Marisma, Isla Canela, Ayamonte, Spanien, 11.10.2010, 1 m, 37° 10' 30 N, 07° 23' 09 W
Abb. 6 Schuppenartig zurückgebildete Blätter zwischen den Gliedern des Arthrocnemum macrostachyum, wie Abb. 3, Marisma del Duque, Ayamonte, Spanien, 30.10.2013, 2 m, 37° 11' 53 N, 07° 20' 10 W
Abb. 7 Sprossachsen des Arthrocnemum macrostachyum nach sehr langer Trockenheit, Hajar-Gebirge, Dubai, 20.02.2007, 252 m, 24° 57' 13 N, 56° 09' 43 W
Abb. 8 Strauch des Arthrocnemum macrostachyum inlands auf einem Schuttfächer im Hajar-Gebirge nach sehr langer Trockenheit, wie Abb. 7, Dubai, 20.02.2007, 252 m, 24° 57' 13 N, 56° 09' 43 W
Abb. 9 Architektonisch auffällige Verzweigung des Arthrocnemum macrostachyum an den Salinas del Duque, Ayamonte, Spanien, 30.10.2013, 2 m, 37° 12' 05 N, 07° 20' 47 W
Abb. 10 Massenbestand von Arthrocnemum macrostachyum an der Lagune bei San Giovanni, Muravera, Sardinien, 0 m, 39° 23' 31 N 09° 36' 29 O, 17.10.2016
Abb. 11 Vergleich der gegenständig verzweigenden Sarcocornia fruticosa (oben) mit dem drei- oder mehrfach verzweigenden Arthrocnemum macrostachyum (unten), Isla Canela, Ayamonte, Spanien, 22.10.2010, 2 m, 37° 10' 40 N, 07° 22' 29 W
Abb. 12 Rötlich verfärbende Pflanzen von Arthrocnemum macrostachyum im Herbst an der Lagune bei San Giovanni, Muravera, Sardinien, 0 m, 39° 23' 30 N 09° 36' 29 O, 17.10.2016


Die Abgrenzung des Arthrocnemum macrostachyum von den anderen "sprossachsen-sukkulenten" Arten im Salzhabitat kann manchmal schwierig sein. Ähnlich sind Sarcocronia pernennis (Mill.) A. J. Scott und Sarcocornia fruticosa (L.) A. J. Scott. Während S. perennis noch leicht zu unterscheiden ist, sie bleibt wesentlicher, bis 20 cm Höhe und bildet über unterirdische Ausläufer dichte Matten, kann es bei S. fruticosa deutlich schwieriger sein, zumal manche Autoren das Arthrocnemum macrostachyum als Unterart der S. fruticosa ansehen. Unterscheidungsmerkmale wären: Arthrocnemum macrostachyum mit drei oder mehr Seitenästen an den Knoten, schwarzen, warzigen Samen und einer ungeteilten Höhlung, die nach Rausfallen der Blüten übrig bleibt. Sarcocornia fruticosa hingegen ist gekennzeichnet durch 2 gegenständige Seitenäste, graue und behaarte Samen und eine 3-teilige Höhlung nach dem Rausfallen der Blüte.

Gattung ist recht einfach, da sie die einzige mit eiförmigem, oberseitig glänzendem Blatt ist. Auch gegenüber anderen Lamiaceae ist A. reptans recht gut anhand der blauen Blüten und dem nicht gesägten Blatt zu identifizieren.

Die Ableitung des Gattungsnamens Arthrocnemum Moq. stammt von gr "arthron" (= Gelenk) und gr. "knemon" (= Bein) und bezieht sich auf die "gelenkförmigen" Abschnitte des sukkulenten Sprosses. Das Epitheton macrostachyum stammt von gr. "makros" (= groß) und gr. "stachys" (= Ähre) und meint nicht nur großährig, was beim A. macrostachyum nicht der Fall ist, sondern wohl auch die racemöse Verzweigung großer Blütenstände. Da dies ebenfalls nicht der Fall ist, dürfte am ehesten deskriptiv die Architekur der Pflanzen gemeint sein, die großen, kandelaberartigen Blütenständen ähnelt, als Gegensatz zum klein bleibenden, ostafrikanischen A. pachystachyum (Bunge ex Ung.-Sternb.) A. Chev.



Arthrocnemum macrostachyum sind architektonisch auffällige Pflanzen, die allerdings für eine Gartenkultur nur wenig geeignet sind. Einerseits dürfte die Winterhärte mit hoher Wahrscheinlichkeit für Mitteleuropa nicht reichen, andererseits sind die halophilen Eigenschaften des Biotops nur schwierig im Gartenfreiland zu realisieren.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Schönfelder, I. & Schönfelder, P. 2002: Kosmos Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. – Kosmos-Verlag, Stuttgart, 303 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2016: Arthrocnemum macrostachyum. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/arthrocnemum-macrostayum.html am Tg.Mo.Jahr.