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Castanea sativa Mill.
Esskastanie, Marone, Fagaceae - Buchengewächse
Sommerblüher, VI–VIII, bis 30 m hoch, sommergrün, mehrjährig

Die Esskastanie stammt ursprünglich aus Süd- und Westeuropa und ist schon vor 1.500 n. Chr. nach Mitteleuropa einführt worden (Archäophyt). Das Verbreitungsgebiet ist europäisch. Bevorzugt besiedeln die Pflanzen kalkfreie Laubmischwälder und Gebüsche. Es sind hohe Bäume, die im Altertum und Mittelalter wichtige Holz- und Nahrungslieferanten waren. Die Nussfrüchte sind als Maronen bekannt und werden auch heute noch vielerorts angeboten und gegessen. In Mitteleuropa sind die Bestände wohl seit der Römerzeit etabliert und es gibt große, stabile Populationen, besonders entlang der Rheinschiene. Trotz der Herkunft aus milderen Regionen ist eine gewisse Verbreitungstendenz auch in den kühleren und feuchteren Mittelgebirgen wie beispielsweise dem Bergischen Land festzustellen. Natürlich ist die Fruchtreife an solchen, klimatisch weniger günstigen (weniger warmen) Standorten nicht jedes Jahr gewährleistet. In mancher Saison bilden solche Bestände kaum bis keine fertilen Früchte.

Meistens verzweigen sich die Bäume in relativ geringer Höhe und sie regenerieren auch sehr gut nach starkem Rückschnitt, wie er in Kulturpflanzungen seit altersher praktiziert wird, um die Bäume einfacher beernten zu können. Die Borke ist glatt, mit Korkwarzen (Lentizellen) besetzt und grau. Die Laubblätter sind typischerweise länglich bis lanzettlich, bis 25 cm lang, derb und deutlich stachelspitzig gesägt. Oberseitig sind die Blätter kräftig grün und kahl, unterseitig grau filzig. Die Blüten sind gelblich weiß, 2-geschlechtig, in den unteren Teilblütenständen weiblich, in den oberen männlich. Die Einzelblüten stehen an bis zu 20 cm langen Blütenständen.


Abb. 1 Fruchttragende Bäume der Castanea sativa, Arroyo im Aracena-Gebirge, Spanien, 17.10.2010, 707 m, 37° 53' 08 N, 06° 47' 45 W
Abb. 2 Spontan aufkommende Jungpflanze der Castanea sativa im Arboretum Burgholz, Wuppertal, 17.10.2013, 51° 13' 35 N, 06° 07' 30 O
Abb. 3 Castanea sativa mit aufspringenden Fruchtbechern. Arroyo im Aracena-Gebirge, Spanien, 17.10.2010, 707 m, 37° 53' 08 N, 06° 47' 45 W
Abb. 4 Zahlreiche weiße Blütenstände der Castanea sativa an der Rheinbrohler Ley, 23.06.2018, 186 m, 50° 29' 11 N, 07° 20' 21 O
Abb. 5 Blühender Baum der Castanea sativa in einem Privatgarten im Dorf auf Spiekeroog, 13.07.2015
Abb. 6 Blütenstand der Castanea sativa mit den weißen Staubfäden, Privatgarten im Dorf auf Spiekeroog, 13.07.2015
Abb. 7 Zahlreiche weiße Blütenstände der Castanea sativa an der Rheinbrohler Ley, 23.06.2018, 186 m, 50° 29' 11 N, 07° 20' 21 O
Abb. 8 Die weiblichen Blüten finden sich unten am Blütenstand. Fruchtbildung der Castanea sativa, Privatgarten im Dorf auf Spiekeroog, 13.07.2015
Abb. 9 Castanea sativa Frucht, angeritzt und essfertig geröstet, an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Solingen
Abb. 10 Castanea sativa auf einem Feld bei Arroyo im Aracena-Gebirge, Spanien, 17.10.2010, 707 m, 37° 53' 08 N, 06° 47' 45 W
Abb. 11 Maronen im Jutesack, wie sie für den Röststand auf einem Weihnachtsmarkt gelagert werden, 27.12.2013
Abb. 12 Typische Papiertüten, in denen Maronen angeboten werden, von zwei Weihnachtsmärkten in NRW


Zum Herbst hin bilden sich bei ausreichend warmer Saison bis zu 6 cm im Durchmesser große, dunkelbraune Nussfrüchte. Ein stacheliger, grüner Fruchtbecher (Cupula) umgibt diese. Zur Reife der Früchte springen die Cupulae auf und geben 1–3 Früchte je Fruchtbecher frei. Charakteristisch sind die verholzten Narbenästchen an der reifen Frucht, die sternförmig von der Spitze abstehen.

Die Früchte sollten relativ frisch verarbeitet werden, da Maronen nicht sehr lange haltbar sind. Alternativ können verschiedene Konservierungsmethoden angewandt werden: Fermentation, Wässerung, Kühlung. Vor dem Essen sollten die Früchte erhitzt werden, damit sich die Kohlenhydrate spalten und die Früchte ihre Süße erhalten. Dies geschieht im Ofen bei 200–225 °C. Vorher ritzt man die Maronen an, damit diese nicht platzen und später einfacher geschält werden können. Je nach Dicke und Bräunungsgrad dauert es 15–25 Minuten bis die Esskastanien genießbar sind. Gare Früchte sind weich, schmecken süßlich, haben einen kandierten Geruch und zergehen auf der Zunge.



Der Gattungsname Castanea Mill. ist schon antik genutzt worden, gr. "kastanoi" (= Kastanien). Wahrscheinlich ist die etymologische Wurzel kleinasiatisch; sie ist jedoch nicht von einer Stadt namens "Kastanea" oder Ähnlichem abgeleitet. Das Epitheton sativa geht zurück auf lat. "sativus" (= angepflanzt), ein Adjektiv welches hauptsächlich für Arten genutzt wird, die schon eine sehr lange Anbau-Tradition haben.

Castanea sativa benötigt einen sonnigen, warmen Standort zur ordentlichen Reife der Früchte. Der Boden sollte feuchteführend sein und nicht zu stark verdichtet. Da die Pflanzen schnittverträglich sind, muss es nicht unbedingt ein Riesengarten sein, wenn man sich für einen Anbau auf der eigenen Scholle entscheidet.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Castanea sativa. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/castanea-sativa.html am Tg.Mo.Jahr.