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Euphorbia characias L.
Palisaden-Wolfsmilch, Euphorbiaceae - Euphorbiengewächse
Frühling-, Sommerblüher, IIVII, 3080 cm hoch,
immergrün, mehrjährig
Die Palisaden-Wolfsmilch kommt im Mittelmeerraum vor, wo die Pflanzen in
den Strauchgesellschaften der Garrigue und Macchie, aber auch auf gestörten
Flächen, entlang von Wegen oder in Felsfluren wachsen; zumeist sind
es kalkhaltige Standorte. Es sind aufrechte, basal verholzende und dort
verzweigende Euphorbien mit zahlreichen, linealen bis lanzettlichen, bis
13 cm langen, grün-blauen Laubblättern, die besonders in den oberen
Stängelbereichen dicht gedrängt stehen. Der Blütenstand ist
eine 1040-strahlige, terminale Scheindolde mit 1340
blattachselständigen Seitenästen.
Wie für Euphorbien typisch werden die Blüten plus Hochblätter
der Euphorbia characias als Cyathium bezeichnet. Der Begriff leitet
sich ab von gr. "kyathos" (= Schröpfgefäß) und beschreibt
die becherartige Hülle aus Hochblättern unterhalb der Basis der
Blüten, die man als "Ersatz" für die fehlenden
Blütenblätter sehen kann. Cyathien sind meist grün oder gelblich
und eher unscheinbar, bei E. characias bestehen sie aus verwachsenen,
rundlich-dreieckigen Hochblättern. Ins Auge fallen die 4 dunkel-rotbraunen
Nektardrüsen mit kurzen Höckern, die in ihrer Gesamtheit dem
Blütenstand gewissermaßen "Farbe geben". Die Früchte sind
glatte oder weichhaarige Kapseln, die jeweils 3 Samen enthalten und durch
Aufspringen (Ballochorie) diese heraus schleudern.
Allgemein akzeptiert ist die Einteilung der Art in 2 Unterarten:
Euphorbia characias ssp. characias aus der westmediterranen
Region
Euphorbia characias ssp. wulfenii (Hoppe ex W. D. J. Koch)
Radcl.-Sm. aus der ostmediterranen Region bis Kleinasien, die gelbliche,
langhörnige Nektardrüsen aufweist, mithin also "unauffälliger
blüht", und insgesamt "kräftiger" erscheint. Synonyme sind: E.
wulfenii Hoppe ex W. D. J. Koch und E. veneta sensu Hayek.
Abb. 1 Blühende Euphorbia characias am Matrosenfriedhof, Cimitero degli Inglesi, am Capo Figari, Sardinien, 04.04.2018, 10 m, 40° 59' 15 N, 09° 39' 03 O | Abb. 2 Pflanze der Euphorbia characias ssp. wulfenii in einer Felswand auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 09.10.2015, 25 m, 42° 39' 46 N, 18° 04' 09 O |
Abb. 3 Euphorbia characias (blaugrün) zusammen mit E. dendroides L. (hellgrün) in der Macchie am Rio Flumendosa bei Ballao, Sardinien, Kroatien, 17.10.2016, 92 m, 39° 33' 55 N, 09° 20' 20 O | Abb. 4 Jungpflanze der Euphorbia characias ssp. characias in einer Felswand m Tal des Rio Higueron unterhalb von Frigiliana, Süd-Spanien, 01.10.2008, 298 m, 36° 47' 37 N, 03° 53' 31 W |
Abb. 5 Euphorbia characias ssp. wulfenii am Wasserfall Sopot, Montenegro, 11.10.2015, 40 m, 42° 30' 49 N, 18° 40' 53 O | Abb. 6 Die 4 dunkel-rotbraunen Nektardrüsen der Euphorbia characias am Matrosenfriedhof, Cimitero degli Inglesi, am Capo Figari, Sardinien, 04.04.2018, 10 m, 40° 59' 15 N, 09° 39' 03 O |
Abb. 7 Jungpflanze der Euphorbia characias ssp. characias in einer Felswand im Tal des Rio Higueron unterhalb von Frigiliana, Süd-Spanien, 01.10.2008, 302 m, 36° 47' 44 N, 03° 53' 32 W | Abb. 8 Laubblätter der Euphorbia characias ssp. characias im Tal La Vall, Pyränen, Südfrankreich, 09.10.2005, 280 m, 42° 30' 03 N, 03° 00' 42 O |
Abb. 9 Euphorbia characias (blaugrün) in der Macchie am Rio Flumendosa bei Ballao, Sardinien, Kroatien, 17.10.2016, 92 m, 39° 33' 55 N, 09° 20' 20 O | Abb. 10 Euphorbia characias im schattigen Unterwuchs des Hartlaubwaldes in den Bergen des Sette Frattelli, Sardinien, 18.10.2015, 619 m, 39° 16' 34 N, 09° 25' 19 O |
Wahrscheinlich geht der Gattungsname Euphorbia L. auf den um
Christi-Geburt lebenden, mauretanischen König Juba II. zurück,
der Harz und Pflanzen der Euphorbien, wahrscheinlich der E.
mauritanica L., nach seinem Leibarzt Euphorbos benannte. Das Epitheton
characias stammt von gr. "charax" (= Pfahl), zu gr. "charakias" (=
als Zaun, Palisade geeignet), nach der ursprünglichen Nutzung der Art
in der Antike als Zaun.
Euphorbia characias ist eine architektonisch ansprechende Art für
das Sukkulentenbeet, den Steingarten oder das Alpinum. Es gibt eine ganze
Reihe von Kultursorten mit farbintensiven Blüten, panaschierten
Blättern oder besonderer Architektur. Ideal sind sonnige, trockene
Plätze im Garten, am besten auf Kalk. Die Winterhärte reicht bei
gutem Standort bis Z 7b.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Polunin, O. 2006: Flowers of Greece and the Balkans. Oxford University
Press, Oxford, New York, 592 S.
Schönfelder, I. & Schönfelder, P. 2002: Kosmos Atlas Mittelmeer-
und Kanarenflora. Kosmos-Verlag, Stuttgart, 303 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Euphorbia characias.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/euphorbia-characias.html am Tg.Mo.Jahr.
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