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Melampyrum cristatum L.
Kamm-Wachtelweizen, Scrophulariaceae - Braunwurzgewächse
auch: Orobanchaceae - Sommerwurzgewächse
Ende Frühsommerblüher, VIIX, 1050 cm hoch,
sommergrün, einjährig
Der Kamm-Wachtelweizen tritt in Mitteleuropa selten bis zerstreut auf, mit
Schwerpunkt in den Kalk-Mittelgebirgen. Im Norden ist er selten oder fehlt
ganz. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westsibirisch in den
gemäßigten Breiten. Bevorzugt werden eher trockenere und warme
Standorte wie Halbtrockenrasen, Gebüschsäume, Wegränder oder
lichte Wälder mit Krautschicht besiedelt. Meist findet man ihn auf Kalk.
Die Pflanzen sind Halbparasiten; sie betreiben zwar Photosynthese, schmarotzern
aber auch an anderen Pflanzen. Die Stängel sind unverzweigt und kurz,
rückwärts gerichtet behaart. Die Laubblätter sind
gegenständig, lineal lanzettlich, die oberen ganzrandig, die unteren
fein kammartig gezähnt (Name). Auch die Hochblätter sind deutlich
kammartig gezähnt, zudem dachziegelartig angeordnet und gefaltet. Die
Blüten stehen in kurzen, allseitswendigen, gelblich-weißen,
purpurviolett tingierten, 4-kantigen Ähren. Die Blütenkronen sind
purpur-rot, zu einer Röhre verwachsen und gekrümmt.
Die Samen des Kamm-Wachtelweizens tragen an einem Ende ein ölhaltiges
Anhängsel (Elaiosom = Ölkörper), welches Ameisen anlockt und
so die Ausbreitung der Samen fördert. Da die Pflanzen Halbparasiten
sind, sind die Bestände aus Konkurrenzgründen meist nicht sehr
individuenreich. Oft finden sich nur einzelne Pflanzen in den Standorten.
Wegen der halbparasitären Eigenschaft ordnen manche Autoren die Art
in die Familie der Orobanchaceae ein.
Abb. 1 Die Blüten des Melampyrum cristatum, am Wegesrand im Urft-Tal, Eifel, 26.09.2015, 447 m, 50° 30' 13 N, 06° 37' 32 O | Abb. 2 Weizenähnliche Samen von Melampyrum cristatum mit dem hellen Ölkörper am Ende, Wegesrand im Urft-Tal, Eifel, 26.09.2015, 447 m, 50° 30' 13 N, 06° 37' 32 O |
Abb. 3 Die Hochblätter des Melampyrum cristatum sind farbenfroh und kammartig gezähnt, Wegesrand im Urft-Tal, Eifel, 26.09.2015, 447 m, 50° 30' 13 N, 06° 37' 32 O | Abb. 4 Geöffnete und leere Fruchtkapseln von Melampyrum cristatum, Wegesrand im Urft-Tal, Eifel, 26.09.2015, 447 m, 50° 30' 13 N, 06° 37' 32 O |
Abb. 5 Pflanzen des Melampyrum cristatum an einem Wegesrand im Urft-Tal, nahe Nettersheim, Eifel, 26.06.2016, 449 m, 50° 30' 13 N, 06° 37' 33 O | Abb. 6 Kammartig gezähnte Hochblätter von Melampyrum cristatum in einer halbschattigen Wiese auf der Burgruine Hammerstein, Mittelrhein, 16.09.2021, 169 m, 50° 28' 12 N, 07° 21' 27 O |
Abb. 7 Blütenstand von Melampyrum cristatum in einer halbschattigen Wiese auf der Burgruine Hammerstein, Mittelrhein, 16.09.2021, 169 m, 50° 28' 12 N, 07° 21' 27 O | Abb. 8 Gegenständige, lineal-lanzettliche Stängelblätter des Melampyrum cristatum in einer halbschattigen Wiese auf der Burgruine Hammerstein, Mittelrhein, 16.09.2021, 169 m, 50° 28' 12 N, 07° 21' 27 O |
Der Gattungsname Melampyrum L. leitet sich ab von gr. "melas" (= finster,
unheilvoll, böse) und gr. "pyros" (= Weizenkorn), zu gr. "melampyron"
(= Unkraut der Getreideäcker), welches schon vorlinnäisch für
die Wachtelweizen genutzt wurde. Das Benennungsmotiv dürfte die
Ähnlichkeit der Samenkörner mit jenen des Weizens sein und sich
gleichzeitig auf die Schadwirkung des Wachtelweizens bei massenhaftem Auftreten
in Getreidekulturen beziehen. Das Epitheton cristatum leitet sich
ab von lat. "cristatus" (= mit einem Kamm versehen) und bezieht sich auf
die kammartig gezähnten Hoch- und Laubblätter.
Melampyrum cristatum ist ein hübscher Sommerblüher für
die naturnahe Wiese, jedoch sehr selten in Kultur, da die Pflanzen
einjährig sind und oft rasch wieder verschwinden.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Melampyrum cristatum.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/melampyrum-cristatum.html am
Tg.Mo.Jahr.
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