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Monstera deliciosa Liebm.
Weiches Fensterblatt, Araceae - Aronstabgewächse
Ganzjahresblüher, I–X!!, bis 30 m lang, immergrün, mehrjährig

Das Weiche Fensterblatt stammt aus dem tropischen Mittelamerika (Mexiko bis Panama), wo die Pflanzen in immergrünen, tropischen Wäldern als Halb-Epiphyten vorkommen. In manchen warmen Regionen außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets, beispielsweise Australien und Asien, sind die Pflanzen eingebürgert. Die Stämme sind kräftig, faserig, kriechend oder kletternd. Nach dem Keimen der Samen auf dem Waldboden bildet die Art lange Ausläufer, bis sie eine Gelegenheit findet, aufzusteigen. Dann bilden sich die ersten richtigen Laubblätter und die Pflanze klettert lianenähnlich in die Höhe. Es werden lange Luftwurzeln und kurze Haftwurzeln gebildet. Der untere, ausläuferbildende Teil der Pflanze stirbt dann ab.

Erste Laubblätter sind klein, oval bis herzförmig und ungeteilt. Ältere Laubblätter sind regelmäßig ab der Blattmitte oder bis fast zur Blattmitte geteilt, bis 90×75 cm groß, rundlich-oval, ledrig und mit runden oder ovalen Löchern perforiert. Die Blütenstände sind typisch für Aronstabgewächse, ähnlich dem einheimischen Gefleckten Aronstab, Arum maculatum L.: die Blütenachse (der/die Spadix = Kolben) ist zylindrisch, fleischig verdickt und wird von einem großen, weißen, segelähnlichen Hochblatt (die Spatha = Blütenscheide) umgeben. Anders jedoch als dieser, hat Monstera deliciosa keine getrennt weiblichen und männlichen Blüten, sondern hermaphrodite. Das Hochblatt ist cremefarben, bis 30 cm lang und persistiert am Blütenstand. Der Kolben ist 25×3 cm groß, anfangs grün, bei Reife cremefarben. Er ist bedeckt von zahlreichen hexagonalen Schalenplättchen mit Blüten ohne Blütenhülle, also fehlenden Kron- und Kelchblättern. Es gibt 4 Staubfäden und eine lineale bis kopfige Narbe. Gelegentlich finden sich im unteren Bereich der Spadix sterile Blüten. Mit zunehmender Reife der Früchte, die von unten nach oben fortschreitet, fallen die Beerenfrücht ab und geben das Innere des Kolbens frei. Diese ist cremefarben und aromatisch. Der Geschmack wird als bananen- oder ananasähnlich beschrieben.


Abb. 1 Große, geteilte und perforierte Laubblätter der Monstera deliciosa in einem Privatgarten in Villaputzu, Sardinien, 18.10.2016
Abb.2 Blütenstand der Monstera deliciosa mit der großen weißen Spatha und der cremefarbenen Spadix, in einem Privatgarten in Villaputzu, Sardinien, 18.10.2016
Abb. 3 Die hexagonalen Schalenplättchen der Monstera deliciosa, in einem Privatgarten in Villaputzu, Sardinien, 18.10.2016
Abb.4 Grüne, unreife Fruchtspadix der Monstera deliciosa in einem Privatgarten in Villaputzu, Sardinien, 18.10.2016


Der Gattungsname Monstera Adans. stammt von lat. "monstrosus" (= unnatürlich, monströs), nach dem monströsen Habitus der Pflanzen und den unnatürlich wirkenden, durchlöcherten Laubblättern. Viele Gattungen der Araceae wurden übrigens nach Ungeheuern benannt. Das Epitheton deliciosa leitet sich ab von lat. "deliciosus" (= weichlich, verwöhnt), nach dem delikaten Geschmack der essbaren Fruchtkolben.

Mit der Monstera deliciosa gibt es eine prächtige Zimmerpflanze, die robust ist, gut im Schatten gedeiht und exotische große Blätter hat. Zwar haftet ihr seit den Zeiten des Biedermeier, als sie als hortikulturelle Krönung des Bürgertums galt, etwas Altbackenes an, dennoch kommt man nicht umhin, ihr auch heute noch einen ordentlichen Hauch von Exotik zuzusprechen. Mitnichten ist es alleinig eine Pflanze der preußischen Bourgeoisie, sondern eine Pflanze des tropischen Dschungels, die in keinem Wohnzimmer fehlen sollte.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Polunin, O. & Smythies, B. E. 1997: Flowers of South-West Europe. – Oxford University Press, Oxford, New York, 480 S.
Schönfelder, I. & Schönfelder, P. 2002: Kosmos Atlas Mittelmeer. und Kanarenflora. – Kosmos-Verlag, Stuttgart, 303 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2016: Monstera deliciosa. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/monstera-deliciosa.html am Tg.Mo.Jahr.