Startseite

Orchis militaris L.
  synonym: Orchis tephrosanthos var. militaris (L.) Loisel.
Helm-Knabenkraut, Orchidaceae - Orchideengewächse
Ende Vollfrühlingblüher, IV–VI, 20–50 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Das Helm-Knabenkraut ist in Mitteleuropa selten. Sein Verbreitungsgebiet reicht von den zentralen Mittelgebirgen bis ins südliche Mitteleuropa, nach Norden hin fehlt es fast ganz. Bevorzugt werden Trocken- und Halbtrockenrasen, Magerwiesen oder lichte Trockenwälder besiedelt, überwiegend auf Kalk. Die Pflanzen überdauern mit 2 unterirdischen Knollen, aus der einen entspringen die 2–6 hellgrünen Blätter in einer Rosette und die ährigen Blütenstände. Die Blüten öffnen sich von unten nach oben. Zu Beginn der Blütezeit ist der Blütenstand kegelförmig, später zylindrisch. Die Kelchblätter bilden einen grau-roséfarbenen Helm, der meist geschlossen und spitz ist. Die Lippen tragen rote Borstenbüschel, sind 4-teilig mit 2 breit linealischen Seitenlappen und 1 länglichen Mittelteil mit parallelen Rändern und 2 breiten, rundlich eiförmigen Zipfeln.

Meist sind die Pflanzen einer Population sehr einheitlich. Gelegentlich finden sich farblich leicht abweichende Individuen, selten weiße Blüten. Später bilden sich Kapselfrüchte, die zahlreiche winzige Samen enthalten, die bei ausreichender Taufeuchte und dem Vorhandensein eines Pilzes keimen. Das Helm-Knabenkraut neigt gerne zur Hybridisierung mit anderen Orchis-Arten. Die namensgebenden Wurzelknollen sind immer zu 2, wobei die eine Knolle als Speicherorgan dient und aus der anderen im Frühjahr der oberirdische Spross erscheint. Im Herbst verwelkt die Sprossknolle und im nächsten Jahr erscheint dann aus der Speicherknolle der neue Spross, während die Pflanze eine neue Speicherknolle angelegt hat.


Abb. 1 Blüte der Orchis militaris in einem Halbtrockenrasen am Intruper Berg bei Lengerich, 17.06.2021, 115 m, 52° 10' xx N, 07° 53' xx O
Abb. 2 Putative Hybride der Orchis militaris mit O. simia im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 23.04.2014, 337 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O
Abb. 3 Hellblütige Orchis militaris in einem Halbtrockenrasen am Intruper Berg bei Lengerich, 17.06.2021, 115 m, 52° 10' xx N, 07° 53' xx O
Abb. 4 Laubblätterr von Orchis militaris in einem Halbtrockenrasen am Intruper Berg bei Lengerich, 17.06.2021, 115 m, 52° 10' xx N, 07° 53' xx O
Abb. 5 Blüten einer Orchis militaris, die auf eine Hybridisierung mit O. purpurea Huds. hindeuten. Arboretum Liliental, Kaiserstuhl, 23.04.2014, 337 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O
Abb. 6 Blütenstand einer putativen Hybride der Orchis militaris mit O. purpurea, Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 28.05.2018, 327 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O
Abb. 7 Blütenstand der Orchis militaris mit den gut erkennbaren, geschlossenen "Helmen". Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 23.04.2014, 337 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O


Der Gattungsname Orchis L. leitet sich ab von gr. "orchis" (= Hoden), nach den zwei hodenförmigen Wurzelknollen. Das Epitheton militaris stammt von lat. "militaris" (= Soldaten-) und bezieht sich auf den helmförmigen Kelch.

Das Helm-Knabenkraut ist eine dekorative Staude mit attraktiven Blüten. Wie die meisten Orchideen sind die Pflanzen anspruchsvoll und für den erfahrenen Gärtner zu empfehlen. Man wähle hierfür ausschließlich Zuchtpflanzen, keine Wildentnahmen. Ein sonniger bis halbschattiger Platz mit kalkhaltigem Boden ist ideal.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Orchis militaris. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/orchis-militaris.html am Tg.Mo.Jahr.