Startseite

Orobanche gracilis Sm.
Blutrote Sommerwurz, Orobanchaceae - Sommerwurzgewächse
Frühlingblüher, V–VIII, 10–60 cm hoch, sommergrün, ein-, mehrjährig

Die Blutrote Sommerwurz tritt im Südosten Mitteleuropas verbreitet auf, mit Schwerpunkt im Bayrischen Jura und den Alpen, ansonsten ist die Art selten oder fehlt sie ganz. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch. Bevorzugt siedelt sie in Halbtrockenrasen und trockenen Wäldern, vorwiegend auf Kalk. Als Vollschmarotzer ist sie auf die Anwesenheit von Fabaceae wie Cytisus Desf., Dorycnium Mill., Lotus L., Trifolium L. und weiteren Arten angewiesen.

Die Stängel sind unverzweigt, wenig schuppig, rötlich bis bräunlich gelb. Die Einzelblüten stehen in mehr oder weniger dichen Trauben, sind 10–25 mm lang, drüsig behaart, außen gelblich, teilweise dunkelrot geadert, innen blutrot. Selten finden sich einfarbig gelbe Blüten. Die Narbe ist 2-lappig, gelb und braunrot gerandet. Der Kelch ist 2-teilig.

Vollschmarotzer wie die Blutrote Sommerwurz sind Pflanzen, die kein eigenes Chlorophyll produzieren und daher auf die Ernährung durch die Wirtspflanze angewiesen sind. Bei den Sommerwurzen ist die Spezialisierung auf die Wirtsart relativ ausgeprägt und viele Vollschmarotzer sind nur auf eine Art beschränkt, bei der Blutroten Sommerwurz sind es hingegen mehrere Arten der Fabaceae. Bei der Diagnose spielt daher die Wirtspflanze durchaus eine Rolle. Am besten gelingt diese bei voll erblühten Sommerwurzen plus Angabe der (möglichen) Wirtspflanze.

Die Lebensdauer von Orobanche gracilis hängt unter anderem vom Wirt ab. Absterbende Hülsenfruchtgewächse bedingen das Absterben der O. gracilis. Nach der Blüte sterben die diesjährigen Sprosse und produzieren Samen, die sehr lange keimfähig bleiben und bei Anwesenheit von Wirtspflanzen keimen können. Orobanche gracilis kann nach der Blüte in der Wirtspflanze überdauern und ein weiteres Mal blühen.


Abb. 1 Drüsig behaarter Blütenstand der Orobanche gracilis in einer Wiese am Attlesee, Nesselwang, 05.06.2022, 883 m, 47° 37' 57 N, 10° 32' 31 O
Abb. 2 Gelber, nicht schuppiger Stängel der Orobanche gracilis in einer Wiese am Attlesee, Nesselwang, 04.06.2022, 883 m, 47° 37' 57 N, 10° 32' 31 O
Abb. 3 Wenig schuppiger Blütenstand der Orobanche gracilis in einer Wiese am Attlesee, Nesselwang, 05.06.2022, 904 m, 47° 37' 45 N, 10° 31' 31 O
Abb. 4 Innen blutrote Blüte der Orobanche gracilis in einer Wiese am Attlesee, Nesselwang, 05.06.2022, 883 m, 47° 37' 57 N, 10° 32' 31 O


Der Gattungsname Orobanche L. stammt von gr. "orobos" (Kichererbse) und gr. "agchein" (= würgen, ersticken), nach der in Südeuropa heimischen O. crenata Forssk., die ein wichtiger Kulturschädling von Hülsenfrüchtlern ist. Das Epitheton gracilis stammt von lat. "gracilis" (= schlank) und beschreibt wohl die schlanken Blütenstände?

Sommerwurze sind weniger geeignet für eine Gartenkultur.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Orobanche gracilis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/orobanche-gracilis.html am Tg.Mo.Jahr.