Startseite

Primula vulgaris Huds.
Gewöhnliche Schlüsselblume, Erd-Primel, Schaftlose Primel, Primulaceae - Primelgewächse
Beginn Erstfrühlingblüher, II–V(–VI), 05–15 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Die Gewöhnliche Schlüsselblume ist in Mitteleuropa selten, lediglich in Schleswig-Holstein gibt es zerstreute Bestände. Überwiegend dürfte es sich um verwilderte Populationen handeln, die zudem oft durch Kreuzung mit rötlich blühenden Sippen südeuropäischer und kaukasischer Herkunft entstanden sind. Das Verbreitungsgebiet reicht vom Mittelmeerraum bis nach Nordeuropa. Bevorzugt werden Standorte auf Wiesen, in lichten Laubwäldern und Strauchgesellschaften besiedelt. Die Laubblätter sind in einer grundständigen Rosette angeordnet, bis 15 cm lang, runzelig, verkehrt eiförmig, am Rand gekerbt, gezähnt und oberseits mehr oder weniger kahl. In Mitteleuropa liegt die Blütezeit zwischen Februar und Mai, in höheren Regionen bis in den Juni hinein. Der doldige Blütenstand ist ungestielt oder nur sehr kurz gestielt, so dass die Blüten vermeintlich einzeln in Büscheln stehen. Die Blütensteile sind bis 10 cm und zottig behaart. Die Krone besteht aus 5 hellgelben Kronblättern die bis zur Mitte gespalten sind. Bei Hybriden mit Kulturpflanzen gibt es oft rotliche, rosafarbene oder auch bläuliche Kronen. Später bildet sich eine Kapselfrucht, die zahlreiche kleine Samen enthält, die von Ameisen verbreitet werden.


Abb. 1 Rosafarbene Sippe der Primula vulgaris, die eine gärtnische Hybride repräsentiert. Im Tal des Sulzbächle bei St. Roman bilden die Pflanzen einen größeren, stabilen Bestand und stammen wohl aus ehemaligen Gärten dort. Schwarzwald, 10.04.2015, 555 m, 48° 19' 09 N, 08° 17' 33 O


Primula vulgaris ist einfach zu erkennen, da die Kombination der runzeligen Blätter mit vermeintlich einzeln stehenden Blüten (Blütendolde grundständig ohne oder nur mit sehr kurzem Stiel) bei den einhemischen Arten einzig ist.

Der Gattungsname Primula L. bezieht sich wahrscheinlich auf den im Mittelalter auftauchenden Namen "Primula veris", der neben der Schlüsselblume auch andere Frühlingblüher meinte. Erst im späteren Mittelalter ist ein konkreter Artbezug festzustellen, so dass "Primula veris" nur die Schlüsselblume meinte, wie von Linné so etabliert. Etymologisch dürfte die Wurzel lat. "primus" (= der Erste) sein, als Hinweis auf den frühen Blühzeitpunkt im phänologischen Jahr. Das Epitheton vulgaris stammt von lat. "vulgaris" (= allgemein bekannt, gewöhnlich).

Die Gewöhnliche Schlüsselblume ist eine robuste Blühpflanze für den Exotengarten. Früher Blühzeitpunkt, auch während Schnee und Kältephasen, und die hübschen, goldgelben Blüten ergänzen sich hervorragend mit exotischen Pflanzen. Es gibt zahllose Kultursorten mit unterschiedlichen Blütenfarben, -formen und Laubblättern

Vielerorts sind Pflanzen der Gewöhnlichen Schlüsselblume in Parks, Gärten oder siedlungsnahen Standorten verwildert. Diese haben oft keine gelben Kronblätter sondern rosafarbene oder rote. Entstanden sind diese Pflanzen durch Kreuzungen mit südeuropäischen oder kaukasischen Arten und werden oft im Gartenhandel angeboten. Spontan neugestaltige Sippen sind ebenfalls in stabilen Beständen zu beobachten.

Referenz
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2017: Primula vulgaris. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/primula-vulgaris.html am Tg.Mo.Jahr.