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Spiranthes spiralis (L.) Chevall.
  synonym: Epipactis spiralis (L.) Crantz
                 Gyrostachys spiralis (L.) Kuntze
                 Ibidium spirale (L.) Salisb.
                 Neottia spiralis (L.) Sw.
                 Ophrys spiralis L.
                 Serapias spiralis (L.) Scop.
                 Spiranthes autumnalis (Balb.) Rich.
Herbst-Drehwurz, Herbst-Wendelorchis, Orchidaceae - Orchideen
Frühherbstblüher, IX–X, 7–30 cm hoch, wintergrün, mehrjährig

Die Herbst-Drehwurz ist in Mitteleuropa selten und geht in ihrer Häufigkeit weiter zurück. Es gibt verstreute Bestände in den Mittelgebirgen auf Trocken- und Halbtrockenrasen und beweideten, warmen Flächen. Sowohl kalk- und basenreiche als auch leicht saure Standorte werden besiedelt, wobei das Auftreten oft an Beweidung gebunden ist. Das Verbreitungsgebiet reicht von Europa bis ins westliche Russland, mit dem Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum. Hier findet sich die Art hauptsächlich auf kalkhaltigen Böden, Wiesen, im lichten Unterwuchs der Hartlaubwälder oder in der Macchie. Wahrscheinlich ist die Art in der Antike von hier aus mit der Ausbreitung von Ackerbau und Weidewirtschaft in die nördlichen europäischen Regionen vorgedrungen.

Die Pflanzen sind relativ unscheinbar, bis 30 cm hoch, mit einer spiralig gedrehten Ähre, die weiße, röhrenförmige oder schmal glockenförmige Blüten trägt. Innen ist die Krone grünlich gefärbt. Besonders im Bereich der Blüten ist der Stängel dicht behaart und verleiht der Pflanze einen silbrig-grünen Glanz. Die Pflanzen sind Geophyten, die zwei Rüben als Speicherorgane bilden. Im Herbst erscheint der Blütenstand meist noch ohne Blätter, später bildet sich eine Rosette aus spitz eiförmigen, bis zu 7 Laubblättern, die neben dem Blütenstängel erscheint. Gleichzeitig werden 2 neue Rüben gebildet. Im kommenden Sommer ziehen die Laubblätter ein und an ihrer Stelle erscheint dann im Herbst der neue Blütenstand. Die alte Sprossachse vom Vorjahr stirbt dann zusammen mit den alten Rüben ab.


Abb. 1 Der gewundene Blütenstand von Spiranthes spiralis in der Macchie auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 07.10.2015, 14 m, 42° 39' 47 N, 18° 03' 46 O
Abb. 2 Neben dem Blütenstand erscheint bei Spiranthes spiralis die grundständige Blattrosette, die die Blüte des darauf folgenden Jahres "vorbereitet". Wegesrand auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 05.10.2015, 18 m, 42° 39' 46 N, 18° 04' 23 O
Abb. 3 Blütenstände einer Kultursorte von Spiranthes spiralis mit mehreren "Blütenspiralen", Privatgarten, 05.11.2017
Abb. 4 Die untere Lippe der Blüte von Spiranthes spiralis ist ausgefranst. Macchie auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 07.10.2015, 14 m, 42° 39' 47 N, 18° 03' 46 O
Abb. 5 Spiranthes spiralis wächst an offenen oder halbschattigen Standorten ohne starke Konkurrenzflora. Trockenrasen auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 05.10.2015, 18 m, 42° 39' 47 N, 18° 04' 20 O
Abb. 6 Oft bilden sich die oberen Blüten nicht vollständig aus und verwelken bei Spiranthes spiralis vorzeitig. Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 07.10.2015, 14 m, 42° 39' 47 N, 18° 03' 46 O
Abb. 7 Innen sind die Perigone von Spiranthes spiralis grünlich gefärbt. Macchie auf der Halbinsel Babin Kuk in Dubrovnik, Kroatien, 07.10.2015, 14 m, 42° 39' 47 N, 18° 03' 46 O


Die Ableitung des Gattungsnamens Spiranthes Rich. stammt von gr. "speira" (= Windung) und gr. "anthes" (= -blütig), nach der schraubig gedrehten Blütenstandsachse. Das Epitheton spiralis stammt ebenfalls von gr. "speira", zu lat. "spira" (= Windung) und zielt ebenfalls auf den gewundenen Blütenstand ab.

Die Herbst-Drehwurz ist eine kleine, hübsche Orchidee für den Liebhaber. Empfehlenswert ist ein offener, sonniger und möglichst warmer Standort im mediterranen Beet, Steingarten oder Alpinum. Der Boden sollte gut durchlässig sein, am besten in der Tiefe kalkhaltig und an der Oberfläche angesäuert, was man durch eine feine Schicht aus Herbstlaub und -nadeln erreicht.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2017: Spiranthes spiralis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/spiranthes-spiralis.html am Tg.Mo.Jahr.