Startseite

Veronica officinalis L.
Echter Ehrenpreis, Wald-Ehrenpreis, Echte Veronika, Plantaginaceae - Wegerichgewächse
Beginn Frühsommerblüher, VI–VIII, 05–10 cm hoch, 20–50 cm lang, mehrjährig, immergrün

Der Echte Ehrenpreis tritt in Mitteleuropa verbreitet bis gemein auf. Sein Verbreitungsgebiet ist europäisch. In Amerika und Neuseeland ist die Art eingebürgert. Er wächst in trockenen Laub- und Nadelwäldern, Heidegesellschaften, an Wegrändern und Lichtungen.

Die Pflanzen sind kalkmeidend, immergrün und bilden kurze, oberirdische Ausläufer. Die Stängel sind niederliegend, dann aufsteigend, graugrün, weich behaart und bewurzeln leicht. Die Laubblätter sind kurz gestielt (2–6 mm), breit lanzettlich bis eiförmig, randständig fein kerbig gesägt und behaart. Der Bütenstand ist eine 15–25-blütige Traube mit hellblauen, blasslila oder weißlichen, 6–7 mm langen Blüten. Der Blütenstiel ist kürzer als das Deckblatt. Später bilden sich verkehrt 3-eckige, abgeflachte Fruchtkapseln, die behaart und 4–5 mm breit sind.

Ihre ursprüngliche Bedeutung als Heilpflanze hat Veronica officinalis weitgehend verloren und sie kommt gelegentlich noch in homöopathischen Zubereitungen zur Anwendung. Die volkstümlich auch als Arznei-Ehrenpreis bezeichnete Art wurde vormodern gegen zahlreiche Erkrankungen eingesetzt und war ein wichtiges Therapeutikum, was sich im deutschen Namen Ehrenpreis als Wertschätzung widerspiegelt.


Abb. 1 Blütenstand der Veronica officinalis in einer Deichwiese auf Langeoog, 03.08.2010, 6 m, 53° 45' 15 N, 07° 32' 08 O
Abb. 2 Fast reife, ausgerandete Früchte von Veronica officinalis, Wald bei Winningen im Moseltal, 09.07.2020, 246 m, 50° 19' 09 N, 07° 29' 38 O
Abb. 3 Niederliegende, kriechende Stängel von Veronica officinalis. Mischwald im Rekultivierungsgebiet des ehemaligen Braunkohletagebaus Bergheim, 11.06.2016, 85 m, 50° 58' 02 N, 06° 38' 37 O
Abb. 4 Fruchtender Bestand der Veronica officinalis in einer Deich-Böschung auf Langeoog, 03.08.2010, 2 m, 53° 44' 04 N, 07° 28' 03 O
Abb. 5 Aufrechte, blühende Stängel der Veronica officinalis. Mischwald im Rekultivierungsgebiet des ehemaligen Braunkohletagebaus Bergheim, 11.06.2016, 85 m, 50° 58' 02 N, 06° 38' 37 O
Abb. 6 Niederliegende Sprossachse der Veronica officinalis, Wald bei Winningen im Moseltal, 09.07.2020, 246 m, 50° 19' 09 N, 07° 29' 38 O
Abb. 7 Niederliegende Sprossachsen von Veronica officinalis. Gestörte Fläche an einem Weg auf dem Hängeberg, Brilon, Sauerland, 16.07.2016, 498 m, 51° 22' 28 N, 08° 35' 46O
Abb. 8 Dichter, rasenartiger Bestand von Veronica officinalis mit zahlreichen Fruchtständen. Wegesrand am Hängeberg, Brilon, Sauerland, 16.07.2016, 498 m, 51° 22' 28 N, 08° 35' 45 O
Abb. 9 Typisch sind die erst niederliegenden, dann aufsteigenden Sprossachsen von Veronica officinalis, Waldrand der Landskrone bei Heppingen im Ahrtal, 03.06.2017, 194 m, 50° 33' 20 N, 07° 10' 37 O
Abb. 10 Blütentrauben von Veronica officinalis, Wald am Rheingrafenstein in Bad Münster am Stein-Ebernburg, 08.06.2021, 193 m, 49° 48' 23 N, 07° 51' 04 O
Abb. 12 Hellblaue Blüte der Veronica officinalis. Ehemaliger Kalksteinbruch bei Gruiten, 28.05.2022, 152 m, 51° 13' 17 N, 07° 01' 57 OO
Abb. 11 Aufrechte Blütentrauben von Veronica officinalis. Ehemaliger Kalksteinbruch bei Gruiten, 28.05.2022, 152 m, 51° 13' 17 N, 07° 01' 57 OO


Etymologisch ist die Benennung der Art nicht eindeutig. Der Gattungsname Veronica L. umfasste vorlinnäisch eine ganze Reihe von Arten, auch verschiedener Gattungen. Möglich wäre eine Ableitung nach der Heiligen Veronika, einer nachbiblischen Legendengestalt, die Jesus das Schweißtuch auf seinem Weg nach Golgatha reichte. In einigen romanischen Sprachen ist mithin der Wortstamm "veronica" für beides, die Pflanze und das Schweißtuch, zutreffend. Das Epitheton officinalis kommt von lat. "officina" (= Werkstatt), im Sinne von Apotheke, beziehungsweise Offizin, und ergibt sich aus der arzneilichen Nutzung der Pflanzen.

Im Staudengarten ist der Wald-Ehrenpreis eine gelegentlich angebaute Art, die sonnige bis halbschattige Stellen auf neutralen bis leicht sauren Böden bevorzugt und im Sommer mit ihrem blauen Blütenflor imponiert. Pflanzen die sich wohlfühlen, bilden im Laufe der Zeit einen immergrünen "Teppich".

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Veronica officinalis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/veronica-officinalis.html am Tg.Mo.Jahr.