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Dactylorhiza maculata (L.) Soó
synonym: Orchis maculata L.
Gefleckte Fingerwurz, Gefleckte Kuckucksblume, Geflecktes Fingerknabenkraut,
Orchidaceae - Orchideengwächse
Vollfrühlingblüher, VVIII, 1060 cm
hoch, sommergrün, mehrjährig
Die Gefleckte Fingerwurz tritt in Mitteleuropa verbreitet bis zerstreut auf,
in Richtung Osten eher seltener. Da allerdings die Angaben zu den Vorkommen
kaum von der sehr ähnlichen
Dactylorhiza
fuchsii (Druce) Soó zu trennen sind, dürften für
beide Sippen, sofern man sie als spezifische Taxone akzeptiert, Fehlbestimmungen
vorliegen. Bevorzugt siedeln die Pflanzen in feuchten Rasen, Mooren und lichten
Mischwäldern. Während D.maculata eher kalkmeidend ist, findet
sich D. fuchsii auf kalk- und basenreichen Standorten.
Die Pflanzen bilden Knollenwurzeln mit Hauptknollen und mehreren
handförmigen Erneuerungsknollen. Achselständig können sich
Innovationsknospen bilden. Es sind sommergrüne Pflanzen mit bis zu 10
linealen bis lanzettlichen oder breit elliptischen, 720 cm langen,
0,71,5 cm breiten Laubblättern, die oberseits fast immer dunkle,
mehr oder weniger kreisrunde Flecken aufweisen. Selten sind die Laubblätter
ungefleckt. Nach oben hin werden die Laubblätter kleiner und tragblattartig.
Der Blütenstand ist eine lange, vielblütige, dichte, zylindrische
Ähre mit weißlichen bis rosafarbenen Blüten. Die Lippe ist
breit, 3-lappig, mit purpurfarbenen Schleifen, die oft in Punkten aufgelöst
sind. Der Mittellappen ist viel kleiner als die Seitenlappen und nicht
vorgezogen, zudem sind Seitenlappen oft gezähnelt. Der Sporn ist bis
1 cm lang. Die seitlichen Perigonlappen sind gestreckt.
Bei Dactylorhiza maculata und
D. fuchsii findet sich
ein fast unüberschaubares taxanomisches Verwirrspiel unterschiedlichster
Sichtweisen beider Arten. Manche Autoren fassen die Art weit (= Dactylorhiza
maculata agg.) und sehen sie als Artengruppe einschließlich der
D. fuchsii. Andere wiederum sind beteiligt an der Kreation eines
Panoptikums infraspezifischer Taxa, so dass diese mittlerweile mehrere Dutzend
phantasievoll etablierter Unterarten, -formen, -sorten und Varietäten
umfassen.
Dactylorhiza fuchsii | Dactylorhiza maculata |
Mittellappen der Lippe größer als die Seitenlappen | Mittellappen der Lippe gleich groß oder kleiner als die Seitenlappen |
Zeichnung der Lippe mit Schleifen und Punkten | Zeichnung der Lippe mit oft in Punkten augelösten Schleifen |
Blattzeichnung meist mit quer verlängerten Flecken | Blattzeichnung mit mehr oder weniger kreisrunden Flecken |
großer, kräftiger Blütenstand | kleiner, eher schmalerer Blütenstand |
eher auf kalkreichen Böden | eher auf sauren Böden |
Tab. 1 Zur Unterscheidung
von Dactylorhiza fuchsii und
D. maculata, nach Lensch (2015)
Abb. 1 Typische Laubblätter der Dactylorhiza maculata am Finkenberg bei Lengerich. Standort auf Kalk, 10.06.2021, 141 m, 52° 11' xx N, 07° 53' xx O | Abb. 2 Blüten einer Dactylorhiza maculata mit weitgehend in Punkten aufgelösten Schleifen der Lippe. Privatgarten, 25.06.2022 |
Abb. 3 Früchte von Dactylorhiza maculata am Finkenberg bei Lengerich, 09.07.2016, 141 m, 52° 11' xx N, 07° 53' xx O | Abb. 4 Geflecktes Laubblatt von Dactylorhiza maculata an einem thermophilen Saum am Finkenberg bei Lengerich, 09.07.2016, 141 m, 52° 11' xx N, 07° 53' xx O |
Abb. 5 Aufblühende Pflanzen der Dactylorhiza maculata in einem Halbtrockenrasen am Intruper Berg bei Lengerich, 17.06.2021, 93 m, 52° 11' xx N, 07° 52' xx O | Abb. 6 Blütenstand von Dactylorhiza maculata an einem thermophilen Saum am Finkenberg bei Lengerich, 10.06.2021, 147 m, 52° 11' xx N, 07° 53' xx O |
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Abb. 7 Aufblühende Pflanze der Dactylorhiza maculata, Mittellappen klein. Sonnige Quellflur unterhalb des Alpspitz, Nesselwang, 04.06.2022, 1.301 m, 47° 36' 07 N, 10° 30' 10 O |
Der Gattungsname Dactylorhiza Neck. ex Nevski stammt von gr.
"dactylos" (= Finger) und gr. "rhiza" (= Wurzel), nach der handförmig
sich teilenden Knollenwurzel. Das Epitheton maculata leitet sich ab
von lat. "maculatus" (= gefleckt) und bezieht sich auf die gefleckten
Laubblätter. Das Epitheton fuchsii wurde zu Ehren des deutschen
Botanikers Leonhart Fuchs (15011550) etabliert, der ein umfangreiches
Kräuterwerk verfasste.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Lensch, A. 2015: Das Fuchssche und das Gefleckte Knabenkraut in
Schleswig-Holstein. Kiel. Not. Pflanzenkd., 41, 4349.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Dactylorhiza maculata.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/dactylorhiza-maculata.html am
Tg.Mo.Jahr.
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