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Epilobium angustifolium L.
synonym:
 Chamaenerion angustifolium (L.) Scop.
 Chamerion angustifolium (L.) Holub
 Pyrogennema angustifolium (L.) Lunell
Schmalblättriges Weideröschen, Onagraceae (Oenotheraceae) - Nachtkerzengewächse
Sommerblüher, VI–VIII, sommergrün, 60–200 cm groß, ausläuferbildend

Das Schmalblättrige Weideröschen ist in Mitteleuropa in allen Bundesländern gemein. Sein Verbreitungsgebiet ist zirkumpolar. Im Uferbereich von Gewässern, in Hochstaudenfluren und an den Rändern unbefestigter Wege ist Epilobium angustifolium sehr häufig anzutreffen, gelegentlich zusammen mit dem ebenfalls feuchtere Standorte bevorzugenden Epilobium hirsutum L. Auf krautigen Waldlichtungsfluren bildet es die Charakterart, anthropogen gestörte Areale werden manchmal besiedelt. Auf den Nordseeinseln wird die Art gerne gesehen, da sie durch das Wurzelwerk die Dünen stabilisiert.

Es sind aufrecht wachsende, krautige Pflanzen mit runden bis leicht kantigen, meist rötlichen, selten verzweigenden Stängeln. Die Laubblätter sind schlaff, schmal-lanzettlich, 1–2 cm breit, unterseits blaugrün, mit hervortretenden Seitennerven und am Rand gelegentlich schwach gezähnt. Die Blütenstände sind endständige, reichblütige Trauben. Die Einzelblüten sind gestielt, zuerst hängend, später mehr oder weniger aufrecht, 2–3 cm im Durchmesser, purpurrot, selten weiß mit 4-teiliger Narbe. Später bilden sich lineale, rote, mehr oder weniger aufrecht stehende Kapseln.

Die Zugehörigkeit des E. angustifolium zu den Nachtkerzengewächsen ist gut an der 4-lappen Narbe zu erkennen, die wie ein Kreuz aussieht. Epilobium angustifolium bildet im Gegensatz zum ähnlichen E. hirsutum eine auffällige, kompakte Blütentraube. Letzteres Epilobium ist zudem deutlich behaart. Die 4 Kelchblätter des E. angustifolium sind nicht grün wie beim E. hirsutum, sondern dunkelrosa, während die Kronblätter hellrot sind und versetzt zu den Kelchblättern stehen.

Phylogenetische Untersuchungen stützen die Abspaltung des Schmalblättrigen Weideröschens als Chamaenerion angustifolium.


Abb. 1 Bestand von Epilobium angustifolium auf einer Düne, Langeoog, 17.07.2012, 0 m, 53° 45' 17 N, 07° 30' 48 O
Abb. 2 Blüte des Epilobium angustifolium mit vierlappiger Narbe, die die Zugehörigkeit zur Familie der Nachtkerzengewächse verdeutlicht, Langeoog, 0 m, 53° 45' 17 N, 07° 30' 48 O
Abb. 3 Großer Bestand von Epilobium angustifolium an der Märkischen Bahnstrecke westlich von Wuppertal-Vohwinkel, 160 m, 51° 12' 52 N, 07° 01' 26 O
Abb. 4 "Späte Blüte" im Herbst beim Epilobium angustifolium an einem Wegesrand beim Waldspitz, Grindelwald, Schweiz, 14.10.2014, 1.898 m, 46° 39' 03 N 08° 02' 36 O
Abb. 5 Massenbestand des Epilobium angustifolium auf einer gestörten Uferfläche eines Moorgewässers südlich vom Ewigen Meer, 31.07.2018, 5 m, 53° 32' 02 N, 07° 26' 10 O
Abb. 6 Endständige Blütentraube mit noch geschlossenen Einzelblüten beim Epilobium angustifolium an einem Wegesrand am Hängeberg, Brilon, Sauerland, 16.07.2016, 501 m, 51° 22' 28 N, 08° 35' 39 O
Abb. 7 Die Eberesche, Sorbus aucuparia L. zusammen mit Epilobium angustifolium in den Dünen auf Langeoog, 29.07.2018, 3 m, 53° 45' 15 N, 07° 32' 53 O
Abb. 8 Massenbestand des Epilobium angustifolium auf der Hardt in Wuppertal-Barmen, 04.07.2021, 216 m, 51° 15' 59 N, 07° 10' 12 O


Besonders auffällig bei Epilobium angustifolium sind die 2–3 cm großen, purpurrosa Blüten, die zur selben Zeit wie die länglichen Samenkapsel an den Pflanzen stehen. Möglicherweise ist dies die etymologische Erklärung des Gattungsnamens Epilobium, gr. "epi" (= auf), gr. "lobos" (= Schote, Hülse, Lappen) und bezieht sich auf die gleichzeitig sich oberhalb der Samenkapseln noch bildenden Blüten. Das Epitheton angustifolium besteht aus lat. "angustus" (= schmal) und lat. "-folius" (= -blättrig) und beschreibt die schmalen Blätter der Art.

Epilobium angustifolium ist eine dekorative Staude, die durch die hübschen Blüten im Sommer besticht. Da das Schmalblättrige Weideröschen wie einige Arten der Gattung auch unterirdische Ausläufer bildet, wäre eine Pflanzung mit einer Rhizomsperre ratsam oder an entsprechend "begrenzender" Stelle empfehlenswert. Im Winter zieht die Art ein.

Referenzen
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.
Stearn, W. T. 2004: Botanical Latin. – Timber Press, Portland, 546 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Epilobium angustifolium. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/epilobium-angustifolium.html am Tg.Mo.Jahr.