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Epipactis atrorubens (Hoffm.) Besser
Braunrote Stendelwurz, Orchidaceae - Orchideengewächse
Ende Frühsommerblüher, VI–VII, 30–60 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Die Braunrote Stendelwurz ist in Mitteleuropa eher selten und überwiegend auf kalkhaltigen Standorten anzutreffen, dort verbreitet bis zerstreut. Im Norden ist sie selten bis fehlend. Bevorzugt siedelt sie in Halbtrockenrasen, Gebüschen, Waldrändern, Geröllfluren, Felsstandorten, lichten Trockenwäldern und den Küstendünen. Die Stängel sind aufrecht und dicht filzig behaart. Typischerweise ist das Stängelglied unter der ersten Blüte deutlich länger als alle anderen. Die 6–11 Laubblätter stehen mehr oder weniger 2-zeilig, sind trüb bläulich-grün, am Rand und auf den Nerven behaart. Der Blütenstand ist einseitswendig mit stark nach Vanille duftenden Blüten. Diese haben braunrote Kronblätter mit gelben Staubgefäßen, selten rein grün oder gelb. Auf der vorderen Blütenlippe finden sich am Grund seitlich 2 gefaltete und in der Mitte 1 länglicher Höcker.


Abb. 1 Braunrote Blüten der Epipactis atrorubens, deren vordere Lippe 3 Höcker trägt. Waldsaum auf Kalk im Urft-Tal, Eifel, 10.07.2016, 447 m, 50° 30' xx N, 06° 37' xx O
Abb. 2 Stängel und Fruchtknoten der Epipactis atrorubens sind dicht filzig behaart. Urft-Tal auf Kalk, Eifel, 10.07.2016, 447 m, 50° 30' xx N, 06° 37' xx O
Abb. 3 Der Blütenstand von Epipactis atrorubens ist einseitswendig. Waldsaum auf Kalk im Urft-Tal, Eifel, 10.07.2016, 447 m, 50° 30' xx N, 06° 37' xx O
Abb. 4 Untere Stängelblätter der Epipactis atrorubens auf einer Wiese im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 20.06.2019, 325 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O
Abb. 5 Mehrere Pflanzen der Epipactis atrorubens auf einer Wiese im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 20.06.2019, 325 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O
Abb. 6 Blütenstände von Epipactis atrorubens auf einer Wiese im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 20.06.2019, 325 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O


Der Gattungsname Epipactis stammt von gr. "epipaktos" (= vereist, bereift, gefroren) und wurde wegen der Blütenfarbe zuerst auf den Weißen Germer, Veratrum album L., übertragen, später dann auch auf die Gattung der Stendelwurzen. Das Epitheton atrorubens stammt von lat. "ater" (= schwarz) und lat. "rubens" (= rötlich), zu dunkelrot, nach der Farbe der Kronblätter.

Epipactis atrorubens sind für den Anbau im naturnahen Garten oder dem Alpinum von Bedeutung. Wie bei allen Orchideen sollten nur Pflanzen aus gärtnerischer Vermehrung, keine Naturentnahmen im Garten kultiviert werden. Ein steiniger oder felsiger, kalkhaltiger Boden, am besten sonnig bis halbschattig dürfte ideal sein.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Epipactis atrorubens. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/epipactis-atrorubens.html am Tg.Mo.Jahr.