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Musa basjoo Siebold
& Zucc. ex Linuma
Japanische Faserbanane, Musaceae - Bananen
Sommerblüher (in Mitteleuropa), IIIXI, 35 m hoch,
sommergrün, mehrjährig
Die Japanische Faserbanane ist eine ausdauernde Banane die aus China stammt
und Pseudostämme bis etwa 4 m Höhe bildet. Pseudostämme deshalb,
weil es sich nicht um Stammbildung im echten Sinne handelt, sondern diese
aus den Blattscheiden bestehen. Die Laubblätter haben bis 30 cm lange
Blattstiele, sind länglich oval bis lanzettlich, asymmetrisch, bis 3
m lang und 70 cm breit. Der Blütenstand ist hängend, bis 1 m lang,
mit farbenreichen Hochblättern, die von gelb-grün bis rot-braun
oder violett variieren. Zuerst erscheinen die weiblichen Blüten in 2
Reihen zu 1016, die grüngelb sind mit prominentem, weißem
Stempel; später dann die männlichen Blüten in 2 Reihen, mit
bis 4,5 cm langen, zitronen- bis rotgelben Perigonblättern.
Später bilden sich grüngelbe, fast sitzende, 35-kantige,
bis 7 cm lange Beerenfrüchte, die zahlreiche schwarze,
unregelmäßig kantige, bis 8 mm große Samen enthalten.
Die Japanische Faserbanane ist die am längsten in Mitteleuropa kultivierte
Freilandbanane. Sie ist der klassische Blattexot und für jede Klimazone
geeignet. Sie verhält sich wie eine Staude, das heißt, sie friert
im Winter mehr oder weniger zurück und treibt im folgenden Frühling
wieder aus. Mit 35 m Höhe innerhalb einer Saison erzeugt sie
ausgesprochen tropische Effekte im Garten und sollte eigentlich nirgendwo
fehlen. Ihre Frosttoleranz beträgt etwa 4 °C am Blatt und
kann kurzfristig bis 12 °C an den Wurzeln aushalten, allerdings
nicht über längere Zeit. Wählen Sie einen sonnigen, leicht
feuchten Standort.
Nach den ersten tieferen Frösten erfrieren die Blätter, dann die
Blätter abschneiden und den verbliebenen Stamm mulchen. Sie können
auch den Stamm etwa 3040 cm oberhalb des Bodens abschneiden und diesen
mitmulchen. Auch ungeschützte Exemplare überleben einen
Durchschnittswinter, sofern es sich um ältere Pflanzen mit entsprechend
großem Wurzelstock handelt. Erfahrungsgemäß ist aber nur
regelmäßiger Schutz ein Garant für langfristig tropisches
Ambiente im Sommer - und natürlich für das dauerhafte Überleben
der Pflanzen im Garten. Siehe auch Gattung
Musa L.
Abb. 1 Tropisches Arrangement mit Musa basjoo, Canna lumbautum und Petasites hybridus in einem Privatgarten | Abb. 2 Großer Horst der Musa basjoo während des Sommers im Botanischen Garten Stuttgart-Hohenheim |
Abb. 3 Pseudostämme der Musa basjoo im Winter, wobei die Wurzelstöcke mit einer Mulchschicht geschützt werden und die Scheinstämme zurück frieren dürfen | Abb. 4 Neuaustrieb von Musa basjoo im April, nachdem die zurück gefrorenen Scheinstämme bis ins gesunde Gewebe zurück geschnitten wurden |
Abb. 5 Musa basjoo zur Überwinterung im halbfertigen Bananenkasten, nach dem ersten Frost | Abb. 6 Blüten- und Fruchstand der Musa basjoo in einem Gewächshaus in den Niederlanden |
Abb. 7 Musa basjoo links und M. sikkimensis Kurz rechts im Vergleich. Privatgarten nahe Roermond, Niederlande, Sommer 1999 | Abb. 8 Einjährige Jungpflanze der Musa basjoo 2030 cm im 2L-Topf |
Der Gattungsname Musa wurde von Linné etabliert und ist schon
in antiken Quellen vorhanden. Linné hatte hierfür die älteste
Bezeichnung gewählt, die es für die Gattung gab. Welches
Benennungsmotiv dem Namen allerdings zugrunde liegt, ist nicht klar. Zumindest
ist es keine Ehrung von Antonius Musa, dem Leibarzt des Augustus, da das
Idiom wesentlich älter als die Person Antonius Musa und wohl
indochinesischen Ursprungs (von chin. "maozi" = üppige Frucht) ist.
Das Epitheton basjoo stammt von chin. "basjiao" und ist der
geläufige Name für die Japanische Faserbanane, zusammengesetzt
aus den Silben "ba" (= Flechtwerk) und "jiao" (= Banane), was auf die Nutzung
der Fasern abzielt und sich ebenfalls im deutschen Namen wiederfindet.
Musa basjoo 'Sakhalin' ist eine von der Art leicht abweichende
Kultursorte. Die Bezeichnung M. basjoo 'Nana' wäre besser, da
ein Standort in Sakhalin äußerst fragwürdig erscheint. Am
wahrscheinlichsten dürfte sie durch eine Spontanmutation in der
Mikrovermehrung entstanden sein. Das Wachstum setzt etwas später im
Frühjahr ein, meist Mitte Mai, und scheint langsamer zu sein. Ebenso
ist die Endgröße kleiner als M. basjoo. Die Blätter
sind kürzer und breiter als bei der Art, der Stamm schwärzer.
Interessant ist die etwas bessere Schattenverträglichkeit. Wählen
Sie dennoch möglichst einen sonnigen Platz, denn dort kann M. basjoo
'Sakhalin' ihre ganze Pracht entfalten und es entsteht im Laufe der Zeit
ein richtiger Bananen-Hain in Ihrem Garten. An halb- oder ganzschattigen
Standorten ist die Endgröße entsprechend der Lichtmenge geringer.
Abb. 9 Blüten- und Fruchstand von Musa basjoo im Freiland in einem Privatgarten in Luxemburg | Abb. 10 Zwei Musa basjoo-Horste im Sommer wie Abb. 9 in einem Privatgarten in Luxemburg |
Abb. 11 Nach dem Winter 2013/14 nur mit Mulch intakt überdauernder Scheinstamm von Musa basjoo, 06.02.2014, Tropengarten | Abb. 12 Prächtiger Horst der Musa basjoo am Ende des Sommers, 17.10.2014, Privatgarten in Ihringen-Wasenweiler, Oberrhein |
Abb. 13 Weibliche, gelbgrüne Blüten in 2 Reihen der Musa basjoo mit den deutlich prominenten, weißen Stempeln, Privatgarten | Abb. 14 Männliche, zitronengelbe Blüten in 2 Reihen der Musa basjoo mit den gut erkennbaren Staubfäden, Privatgarten |
Musa basjoo 'Saporro' ist eine weitere Kultursorte, welche in
der Nähe der Stadt Saporro, Japan, wachsen soll. Wahrscheinlicher ist,
dass sie ebenfalls eine Spontanmutation aus der Mikrovermehrung ist. Im Vergleich
mit der Art sind die Blätter etwas breiter und kürzer und das Wachstum
ist geringfügig langsamer. Typischerweise haben die Pflanzen in jungen
Stadien durch das breitere Blatt oft Probleme beim Ausrollen der Blätter,
dies verschwindet mit zunehmender Größe und ist ein sehr oft
anzutreffendes Zeichen - nicht immer. Die Endgröße von M. basjoo
'Saporro' beträgt bei Freilandkultur 45 m.
Referenz
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2016: Musa basjoo.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/musa-basjoo.html am Tg.Mo.Jahr.
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