Startseite

Oenanthe lachenalii C. C. Gmel.
Wiesen-Wasserfenchel, Wiesen-Rebendolde, Wiesen-Pferdesaat, Apiaceae - Doldenblütler
Hochsommerblüher, VII-IX, 40-60 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Wiesen-Wasserfenchel ist in Mitteleuropa selten und kommt lediglich am Mittel- und Oberrhein sowie den Küsten vor. Die Pflanzen sind salztolerant und besiedeln ausschließlich Küstenröhrichte und zeitweise überflutete Wiesen, da sie auf Wasserausbreitung angewiesen sind. Meist ist der Wiesen-Wasserfenchel erst bei näherem Hinsehen zwischen den Gräsern zu entdecken, da er zu den kleineren Doldenblütlern gehört und sich nicht über Ausläufer ausbreitet, mithin oft nur wenige Pflanzen am Standort zu entdecken sind. Die Wurzeln sind bis 12 cm lang, oft etwas verdickt, aber nicht knollenförmig. Die Stängel sind meist nicht hohl, kantig gefurcht und grün, nicht gefleckt. Charakteristisch sind die 2-fach gefiederten Laubblätter mit relativ wenigen Fiedern und Fiederchen, die lineal-lanzettlich sind, in den unteren Stängelbereichen manchmal etwas breiter, bis schmal eiförmig. Sie erinnern durchaus an den Fenchel, Foeniculum vulgare L. Die Dolden sind endständig, 5–12-strahlig, haben 4–6 Hüllblätter (Hüllblätter sind bei Doldenblütlern die Hochblätter direkt unterhalb des Blütenstandes, Hüllchenblätter jene unterhalb der Teildolden = Döldchen). Hüllchenblätter unterhalb der Döldchen gibt es 5–14, sie sind anfangs kürzer, später etwa so lang wie die (Blüten-)Fruchtstiele und linealisch. Typisch sind die bis zur Hälfte gespaltenen, weißen Kronblätter. Später bilden sich eiförmige, 2–3 mm lange, kurz gestielte Früchte.

In Mitteleuropa ist der Bestand des Wiesen-Wasserfenchels rückläufig, auf manchen Inseln und Küstenbereichen ist er nur noch mit wenigen Exemplaren vertreten, was sicherlich mit dem Verschwinden der natürlichen, temporär überfluteten Lebensräume zusammenhängt. Nicht nur die linealischen Laubblattfiedern erinnern an den Fenchel, die Pflanzen riechen auch leicht wie dieser. Für Weidetiere soll die Art giftig sein.


Abb. 1 Blütenstand der Oenanthe lachenalii hier mit 11-strahliger Dolde. Übergang der Graudünen-Grasflur zur oberen Salzwiese am Ostende auf Langeoog, 0 m, 53° 44' 58 N, 07° 37' 22 O, 28.07.2016
Abb. 2 Mehrere Pflanzen von Oenanthe lachenalii in der Wiese am Übergang der Graudünen-Grasflur zur oberen Salzwiese am Ostende auf Langeoog, 0 m, 53° 44' 58 N, 07° 37' 22 O, 28.07.2016
Abb. 3 Laubblatt von Oenanthe lachenalii mit den linealischen Fiedern. Wiese am Ostende auf Langeoog, 0 m, 53° 44' 58 N, 07° 37' 22 O, 28.07.2016
Abb. 4 Gefiederte Laubblätter von Oenanthe lachenalii im mittleren Stängelbereich. Botanischer Garten Frankfurt/Main, 08.08.2020
Abb. 5 Unterhalb der Blütendolde hat Oenanthe lachenalii linealische Hüllblätter, hier 6. Am Übergang der Graudünen-Grasflur zur oberen Salzwiese am Ostende auf Langeoog, 0 m, 53° 44' 58 N, 07° 37' 22 O, 28.07.2016
Abb. 6 Der runde, kantig gefurchte und grüne Stängel von Oenanthe lachenalii mit Knoten. Wiese am Übergang der Graudünen-Grasflur zur oberen Salzwiese am Ostende auf Langeoog, 0 m, 53° 44' 58 N, 07° 37' 22 O, 28.07.2016
Abb. 7 Fruchtstände der Oenanthe lachenalii mit noch unreifen Früchten. Botanischer Garten Frankfurt/Main, 08.08.2020
Abb. 8 Gesamtblütenstand von Oenanthe lachenalii, hier mit 11 Döldchen. Botanischer Garten Frankfurt/Main, 08.08.2020
Abb. 9 Fruchtstand der Oenanthe lachenalii mit den kurz gestielten, noch unreifen Früchten, den linealischen Hüllchenblättern und den 5-teiligen Kelchblattresten. Am Übergang der Graudünen-Grasflur zur oberen Salzwiese am Ostende auf Langeoog, 0 m, 53° 44' 58 N, 07° 37' 22 O, 28.07.2016
Abb. 10 Unterhalb der Döldchen von Oenanthe lachenalii finden sich Hüllchenblätter (hier 13) die anfangs kürzer als die Blütenstiele sind. Später sind die Hüllchenblätter meist etwas länger als die Fruchtstiele. Wiese am Übergang der Graudünen-Grasflur zur oberen Salzwiese am Ostende auf Langeoog, 0 m, 53° 44' 58 N, 07° 37' 22 O, 28.07.2016


Der Gattungsname Oenanthe L. stammt von gr. "oinos" (= Wein) und gr. "anthe" (= Blüte), wahrscheinlich nach dem Geruch der Pflanzen, der dem des Weines ähnelt? Das Epitheton lachenalii wurde zu Ehren des schweizer Botanikers Werner de Lachenal (1736–1800) etabliert.

Oenanthe lachenalii wird nur selten als Zierpflanze in Gärten angebaut. Es sind seltene Pflanzen, die durchaus eine Berechtigung im naturnahen Garten haben und an eher feuchten, auch zeitweise überfluteten oder sumpfigen Stellen gedeihen.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Oenanthe lachenalii. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/oenanthe-lachenalii.html am Tg.Mo.Jahr.