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Orobanche arenaria Borkh.
synonym: Phelipanche arenaria (Borkh.) Pomel
Sand-Sommerwurz, Sand-Blauwürger, Orobanchaceae -
Sommerwurzgewächse
Frühsommerblüher, VIVIII, 1050 cm hoch, sommergrün,
ein-, mehrjährig
Die Sand-Sommerwurz ist in Mitteleuropa selten und kommt nur an wenigen
Standorten im Mittelrheingebiet, Sachsen-Anhalt und Nordostdeutschland vor,
ansonsten fehlt sie fast ganz. Das Verbreitungsgebiet ist
europäisch-westasiatisch. Die Pflanzen sind Vollschmarotzer auf dem
Feld-Beifuß, Artemisia
campestris L., und besiedeln bevorzugt basenhaltige Felsfluren, Trocken-
und Halbtrockenrasen auf Sand. Die Stängel sind einfach, hellgelb und
bis zur Ähre mehr oder weniger gleichmäßig dicht mit
eiförmig-elliptischen bis breit lanzettlichen Schuppenblättern
besetzt. Der Blütenstand ist eine dichte, 1530-blütige Traube.
Die Einzelblüten sind 23 cm lang, hell blauviolett und an der
Unterlippe mit abgerundeten Lappen. Der Kelch ist mehr oder weniger einfarbig
hellgelb, glockig, mit 4 pfriemlichen Zähnen und 3 Hochblättern.
Die Narbe ist weißlich bis hell gelb.
Manche Autoren trennen die Gattung Phelipanche Pomel von der Gattung
Orobanche L. ab und akzeptieren für die Sand-Sommerwurz P.
arenaria als gültiges Binomen. Phelipanche zeichnet sich
durch röhrig-glockige, nicht geteilte Kelche aus, die zwar 45-spaltig
sein können, aber eine komplette Zirkumferenz aufweisen. Zudem finden
sich 2 seitliche Vorblätter, die teilweise auf dem Kelch verwachsen
sind. Die Blüten sind kurz gestielt. Bei Orobanche sensu strictu
hingegen ist der Kelch mehr oder weniger komplett 2-teilig mit 2 voneinander
getrennten Kelchsegmenten. Es finden sich keine seitlichen Vorblätter.
Die Blüten sind fast sitzend.
Vollschmarotzer wie die Sand-Sommerwurz sind Pflanzen, die kein eigenes
Chlorophyll produzieren und daher auf die Ernährung durch die Wirtspflanze
angewiesen sind. Bei den Sommerwurzen ist die Spezialisierung auf die Wirtsart
oft relativ ausgeprägt und die Sand-Sommerwurz ist nur auf
Artemisia campestris
beschränkt. Bei der Diagnose spielt daher die Wirtspflanze durchaus
eine Rolle. Am besten gelingt diese bei voll erblühten Sommerwurzen.
Die Lebensdauer von Orobanche arenaria hängt unter anderem vom
Wirt ab. Absterbende Feld-Beifuß bedingen das Absterben der Sommerwurz.
Potentiell sind die Pflanzen jedoch mehrjährig. Nach der Blüte
sterben die Sprosse (einschließlich der Speicherknollen?) und produzieren
Samen, die bei Anwesenheit von Wirtspflanzen keimen können.
Abb. 1 Hwll blauviolette Blüten und gelbe Kelche von Orobanche arenaria, auf lückigem Sandrasen des NSG Dulbaum bei Alsbach, Hessen, 19.06.2019, 96 m, 49° 44' 55 N, 08° 35' 25 O | Abb. 2 Der Stängel von Orobanche arenaria weist bis unter die Ähre Schuppenblätter auf, Felsrasen auf dem Rotenfels, Rheinland-Pfalz, 23.06.2018, 291 m, 49° 49' 00 N, 07° 50' 08 O |
Abb. 3 Blütenstand der Orobanche arenaria mit Artemisia campestris in einem Halbtrockenrasen auf dem Rotenfels, Rheinland-Pfalz, 23.06.2018, 293 m, 49° 48' 59 N, 07° 50' 11 O | Abb. 4 Vielblütige Infloreszenzen von Orobanche arenaria, Halbtrockenrasen auf dem Rotenfels, Rheinland-Pfalz, 23.06.2018, 293 m, 49° 48' 59 N, 07° 50' 11 O |
Abb. 5 Blütenstand von Orobanche arenaria auf Sandrasen im NSG Dulbaum bei Alsbach, Hessen, 19.06.2019, 96 m, 49° 44' 55 N, 08° 35' 25 O | Abb. 6 Blüten von Orobanche arenaria mit hellen, blauvioletten Kronen und weißlichen Narben, auf lückigem Sandrasen des NSG Dulbaum bei Alsbach, Hessen, 19.06.2019, 96 m, 49° 44' 55 N, 08° 35' 25 O |
Abb. 7 Blütenstand von Orobanche arenaria in einer Staudenflur. Wegesrand am Vogelsangpass, Kaiserstuhl, 19.06.2019, 395 m, 48° 05' 14 N, 07° 41' 30 O | Abb. 8 Blütenstand von Orobanche arenaria an einer Böschung in den Weinbergen am Vogelsangpass, Kaiserstuhl, 19.06.2019, 395 m, 48° 05' 14 N, 07° 41' 30 O |
Der Gattungsname Orobanche L. stammt von gr. "orobos" (Kichererbse)
und gr. "agchein" (= würgen, ersticken), nach der in Südeuropa
heimischen O. crenata Forssk., die ein wichtiger Kulturschädling
von Hülsenfruchtgewächsen ist. Das Epitheton arenaria stammt
von lat. "arenarius" (= Sand-, Strand-), nach dem Standort auf sandigen
Böden.
Sommerwurze sind weniger geeignet für eine Gartenkultur.
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Orobanche arenaria.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/orobanche-arenaria.html am Tg.Mo.Jahr.
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