Der Rotenfels,
Rheinland-Pfalz
Botanisch sehr interessant ist der im Nahe-Tal bei Bad Kreuznach gelegene
Rotenfels. Hierbei handelt es sich um eine nach Süden ausgerichtete
Steilwand mit 200 Metern Höhe, deren Felsen aus einem rötlichen
Porphyrgestein (rötliches, vulkanisches Gestein) bestehen, welches durch
seine quarzreiche Zusammensetzung einen eher sauren Untergrund bildet. Die
Bodenverhältnisse sind daher eher nährstoff- und kalkarm und weisen
einen relativ hohen Eisengehalt auf. Durch die Topographie bedingt liegt
der Porphyr am Rotenfels an den meisten Stellen frei oder hat nur eine geringe
Humusschicht, so dass die Pflanzen einen ausgesprochen trockenen Standort
vorfinden. Durch die Südausrichtung ist es zudem ein thermophiler und
lichtintensiver Standort. Hinzu kommen die relativ niedrigen Niederschläge
mit etwa 500600 mm Niederschlag pro Jahr. All das bedingt eine ganz
besondere Flora, deren Wert schon sehr früh erkannt und so das Gebiet
bereits 1939 unter Naturschutz gestellt wurde.
 |
 |
Abb. 3 Blütenstand
der Bocks-Riemenzunge,
Himantoglossum
hircinum (L.) Rich., auf südexponiertem Halbtrockenrasen,
07.06.2021,
177 m, 49° 48' xx N, 07° 50' xx O |
Abb. 4 Blühende
Pflanzen des Gewöhnlichen Diptam,
Dictamnus albus L.,
im Trockenwald, 07.06.2021, 274 m, 49° 48' 57 N, 07° 50' 16
O |
 |
 |
Abb. 5
Corydalis
solida (L.) Clairv. in der Krautschicht des Trockenwaldes am
Osthang, 21.03.2014, 267 m, 49° 49' 01 N, 07° 50' 31
O |
Abb. 6 Alyssum
montanum bildet im zeitigen Frühjahr goldgelbe Sprenkel oder kleinere
Teppiche auf den Felsen, 21.03.2014, 181 m, 49° 48' 52 N, 07° 50'
14 O |
Das Gebiet des Rotenfels besteht in den nicht wirtschaftlich genutzten Bereichen
hauptsächlich aus einem Mosaik von Trockenrasen, Felsflora und
Trockenwäldern. Forst- und agrarwirtschaftlich genutzte Flächen,
sowie aufgelassene Terrassen haben meist Adventivflora oder sind noch in
der Sukzession. Von den naturbelassenen Biotopen sind alle drei genannten
das Refugium einiger seltener (sub-)mediterraner Arten. Nach der letzten
Eiszeit sollen sich diese hier am Rotenfels gehalten haben. Oft ist es die
östliche oder nördliche Verbreitungsgrenze der Arten. Beispielsweise
beim Berg-Steinkraut, Alyssum
montanum L., oder dem Französischen Ahorn,
Acer monspessulanum
L., welche im Nahe- und Mosel-Tal ihre nördlichste Verbreitung haben.
Beeindruckend ist das Alyssum montanum, welches schon im zeitigen
Frühjahr, bei entsprechender Witterung oft schon Anfang März, an
den lichtintensiven Standorten der Felsen blüht. Fehlende Beschattung
und Südexponierung spielen hierbei eine wichtige Rolle. Die Pflanzen
sind dicht mit Sternhaaren bedeckt, die ihnen einen silbrigen Glanz verleihen
und effektiv vor Austrocknung schützen - an den Felsstandorten eine
wichtige Überlebensstrategie. Neben dem A. montanum findet sich
eine ganz Reihe weiterer, trockenresistenter Pflanzen, besonders die Fetthennen,
Sedum L., sind hier zu nennen,
die gleich mit mehreren Arten im felsigen Terrain auftreten und durch die
wasserspeichernden Triebe oder Blätter gut an den Lebensraum angepasst
sind.
 |
 |
Abb. 7 Das Alyssum
montanum nutzt schon kleine Erdpolster, um zu wurzeln und erfolreich
den Felsen zu besiedeln. 21.03.2014, 179 m, 49° 48' 52 N, 07° 50'
15 O |
Abb. 8 Die
Smaragdeidechse, Lacerta viridis Laurenti, ist an einigen Stellen
am Rotenfels anzutreffen. Hier in einem Weinberg bei Oberbergen am
Kaiserstuhl, 11.09.2015, 310 m, 48° 05'
60 N, 07° 39' 42 O |
 |
 |
Abb. 9 Blauviolette
Blüten von Acinos
arvensis (Lam.) Dandy in den Weinbergen am Fuß vom Rotenfels,
07.06.2021,
166 m, 49° 48' 49 N, 07° 50' 24 O. |
Abb. 10 Ein
Kolibrischwärmer, oder Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum
L.), besucht die Blüten des Gewöhnlichen Natternkopfs,
Echium vulgare L., in
den Weinbergen am Fuß vom Rotenfels,
07.06.2021, 165 m, 49°
48' 49 N, 07° 50' 25 O. |
Neben den trockenheitsresistenten Pflanzen gibt es auch eine ganze Reihe
eher weniger häufiger Farnarten, die in den Stieleichenwäldern,
Felsen und Hängen siedeln. Oft findet man auch mehrere Arten miteinander
vergesellschaft wie Asplenium adiantum-nigrum, Asplenium
trichomanes und
Polypodium vulgare.
Bei trockener Witterung und auf felsigem Terrain findet man Kolonien, die
sichtlich unter dem Wassermangel leiden.
Asplenium
trichomanes, der Braune Streifenfarn, besiedelt zwar bevorzugt
kalkhaltige Standorte, wie man es an den typischen Fundorten alter Mauerwerke
sehen, wo der Mörtel ein ausreichend kalkhaltiges Milieu bietet. Am
Rotenfels jedoch ist der Boden kalkarm, eher silikathaltig und eisenreich,
was dem Braunen Streifenfarn offenbar keine Probleme bereitet. Auf silikatreiche
Standorte hingegen spazialisiert ist
Asplenium
adiantum-nigrum, der Schwarzstielige Streifenfarn, der am Rotenfels
relativ zahlreich auftritt.
Besonders hübsch ist, dass an vielen Stellen des Stieleichenwaldes die
Farne nicht nur gemeinsam auftreten, sondern auch zusammen mit dekorativen
Stauden, wie beispielweise dem Gefinderten Lerchensporn, Corydalis
solida. Was auch verständlich ist, da es Schatten-, bzw.
Halblichtpflanzen sind, die gerne in der Krautschicht lichter Wälder
wachsen.
Ebenfalls im Unterwuchs der Wälder und Gehölze finden sich große
Bestände der Stinkenden Nieswurz, Helleborus foetidus, dekorative
Pflanzen mit großen, "palmaten" Blättern und einem hell grün
leuchtenden Blütenstand im zeitigen Frühjahr. Helleborus
foetidus bevorzugt dabei eher die Schuttfächer und
Geröllflächen als das kompakte felsige Gelände.
 |
 |
Abb. 11 Eine botanische
Rarität findet sich auf den Höhen des Rotenfels, die
Sand-Sommerwurz, Orobanche
arenaria Borkh., 23.06.2018, 293 m, 49° 48' 59 N, 07°
50' 11 O |
Abb. 12 Der Diptam,
Dictamnus albus L.,
fühlt sich in den lichten Trockenwäldern an südlich exponierten
Hängen wohl,
23.06.2018, 274 m, 49°
48' 57 N, 07° 50' 16 O |
 |
 |
Abb. 13 Etwas
gewöhnliches: der Klettenkerbel,
Torilis japonica (Houtt.)
DC, in den Weinbergen am Fuß vom Rotenfels,
23.06.2018, 165 m, 49°
48' 49 N, 07° 50' 25 O. |
Abb. 14 Das
Silber-Fingerkraut,
Potentilla argentea
L., besiedelt gerne trockene Ruderalstellen wie hier am Wegesrand in den
Weinbergen,
23.06.2018, 171 m, 49°
48' 50 N, 07° 50' 24 O |
 |
 |
Abb. 15 Die
Gewöhnliche Zwergmispel,
Cotoneaster
integerrimus Medik., besiedelt im Rhein-Main-Gebiet vielerorts
trocken-warme Felsstandorte wie hier an der Oberkante des
Rotenfels,
23.06.2018, 288 m, 49°
49' 02 N, 07° 50' 04 O |
Abb. 16 Vergesellschaftet
auf Felsstandorten ist mit Cotoneaster integerrimus oft die Echte
Felsenbirne, Amelanchier
ovalis Medik. Hier an der Oberkante des Rotenfels,
23.06.2018, 288 m, 49°
49' 02 N, 07° 50' 04 O |
 |
 |
Abb. 17 Die Duftende
Weißwurz,
Polygonatum
odoratum (Mill.) Druce, besiedelt als einziger der einheimischen
Salomonsiegel trockene Standorte. Trockenwald am Steilhang,
23.06.2018, 274 m, 49°
48' 57 N, 07° 50' 17 O |
Abb. 18 Die Weiße
Fetthenne, Sedum album
L., in der Felswand am Rotenfels,
23.06.2018, 289 m, 49°
49' 00 N, 07° 50' 04 O |
 |
 |
Abb. 19 Kriechender
Habitus des Gelben Sonnenröschens,
Helianthemum
nummularium L., in der Felswand,
23.06.2018, 291 m, 49°
49' 00 N, 07° 50' 05 O |
Abb. 20 Der
Französische Ahorn,
Acer monspessulanum
L., ist wichtiger Bestandteil der Trockenwälder an den
Steilhängen,
23.06.2018, 276 m, 49°
48' 57 N, 07° 50' 16 O |
 |
 |
Abb. 21 Das
Berg-Sandglöckchen,
Jasione montana L.,
im trockenen Felsrasen,
23.06.2018, 291 m, 49°
49' 00 N, 07° 50' 08 O |
Abb. 22
Blütenstände des Ährigen Blauweiderichs,
Pseudolysimachion
spicatum (L.) Opiz, im Felsrasen auf dem Rotenfels,
23.06.2018, 291 m, 49°
49' 00 N, 07° 50' 08 O |
 |
 |
Abb. 23 Blick vom Rotenfels
auf die gegenüber liegende Ebernburg, die namensgebend für den
Stadtteil Ebernburg von Bad Kreuznach ist |
Abb. 24 Laubblätter
der Kleinen Wiesenraute,
Thalictrum minus L.,
in einem Trockenwald am Steilhang des Rotenfels,
23.06.2018, 275 m, 49°
48' 56 N, 07° 50' 18 O |
 |
 |
Abb. 25 Blühende
Zweige des Flügelginsters,
Chamaespartium
sagittale (L.) P. Gibbs, im Felsrasen auf dem
Rotenfels,
23.06.2018, 291 m, 49°
49' 01 N, 07° 50' 08 O |
Abb. 26 Das Feld-Mannstreu,
Eryngium campestre L.,
bevorzugt trockene und warme Standorte wie hier in einem
Halbtrockenrasen,
23.06.2018, 283 m, 49°
48' 58 N, 07° 50' 13 O |
 |
 |
Abb. 27 Die
Gewöhnliche Sichelmöhre,
Falcaria vulgaris
L., in den Weinbergen am Fuß vom Rotenfels, 10.07.2020, 165 m,
49° 48' 49 N, 07° 50' 25 O. |
Abb. 28 Bestand der
Kartäuser-Nelke, Dianthus
carthusianorum L., in den Weinbergen am Fuß vom Rotenfels,
10.07.2020, 180 m, 49° 48' 51 N, 07° 50' 23 O |
 |
 |
Abb. 29
Blütenköpfchen des Kugelköpfigen Lauchs,
Allium
sphaerocephalon L., mit, die kürzer als das Köpfchen sind.
Felsflur, 10.07.2020, 260 m, 49° 48' 56 N, 07° 50' 14
O |
Abb. 30 Blüten
und weißgraue Stängel der Gefleckten Flockenblume,
Centaurea stoebe L.,
in einem Halbtrockenrasen, 10.07.2020, 263 m, 49° 48' 57 N, 07°
50' 13 O |
 |
 |
Abb. 31 Die
Gold-Steppenaster,
Galatella linosyris
(L.) Rchb. f., ist in Mitteleuropa selten und auf trocken warme Standorte
spezialisiert, Halbtrockenrasen am Rotenfels,
10.07.2020, 295 m, 49°
49' 03 N, 07° 50' 03 O |
Abb. 32 Natürlicher
Standort der Dach-Hauswurz,
Sempervivum tectorum
L., mit purpurroten Laubblättern in einem
Halbtrockenrasen,
23.06.2020, xxx m, 49°
49' xx N, 07° 50' xx O |
 |
 |
Abb. 33 Auf
Wärmestandorte angewiesen ist die Skabiosen-Flockenblume,
Centaurea scabiosa
L. Wegesrand,
23.06.2020, 295 m, 49°
49' 03 N, 07° 50' 03 O |
Abb. 34 Der Rotenfels
gehört zum natürlichen Verbreitungsgebiet der Gottesanbeterin,
Mantis religiosa L.,
Halbtrockenrasen, 23.06.2020,
296 m, 49° 49' 04 N, 07° 50' 03 O |
 |
 |
Abb. 35 Blühende
Pflanze des Schild-Ampfers,
Rumex scutatus L.,
in den Weinbergen am Fuß vom Rotenfels,
07.06.2021, 165 m, 49°
48' 49 N, 07° 50' 25 O. |
Abb. 36 Die gelben
Blüten des Färber-Waids,
Isatis tinctoria L.,
in den Weinbergen am Rotenfels,
07.06.2021, 165 m, 49°
48' 49 N, 07° 50' 25 O. |
 |
 |
Abb. 37 Der Braune
Streifenfarn, Asplenium
trichomanes L., im Eichen-Ahornwald am Rotenfels, 21.03.2014, 270
m, 49° 49' 03 N, 07° 50' 31 O |
Abb. 38 Große
Kolonie des Polypodium
vulgare im Trockenwald am Osthang, 21.03.2014, 238 m, 49°
48' 58 N, 07° 50' 33 O |
 |
 |
Abb. 39 Bestand der
Trauben-Graslilie,
Anthericum liliago
L, im Trockenwald am Steilhang im Osten,
07.06.2021, 279 m, 49°
48' 57 N, 07° 50' 18 O |
Abb. 40 Echium
vulgare zusammen mit Dictamnus
albus im lichten Trockenwald aus Acer monspessulanum,
07.06.2021,
274 m, 49° 48' 57 N, 07° 50' 16 O |
 |
 |
Abb. 41
Blütenköpfchen des Hügel-Klee,
Trifolium alpestre
L., im Aufblühen, Oberkante am Rotenfels,
07.06.2021, 288 m, 49°
49' 02 N, 07° 50' 04 O |
Abb. 42 Blühende
Pflanzen des Hügel-Meier,
Asperula cynanchica
L., in der Felsflur,
07.06.2021, 181 m, 49°
48' 52 N, 07° 50' 14 O |
 |
 |
Abb. 43 Der
Steppen-Spitzkiel, Oxytropis
pilosa (L.) DC., ist eine Steppenpflanze und tritt in Mitteleuropa
ausgesprochen selten auf. Halbtrockenrasen, 07.06.2021, 263 m, 49° 48'
57 N, 07° 50' 13 O |
Abb. 44 Lilafarbene
Zungenblüten des Blauen
Lattichs, Lactuca
perennis L. im Trockenwald am Steilhang des Rotenfels, 07.06.2021,
281 m, 49° 48' 56 N, 07° 50' 18 O |
 |
 |
Abb. 45 Blühende
Pflanzen der
Acker-Ochsenzunge, Anchusa
arvensis (L.) M. Bieb., an einem Wanderweg,
07.06.2021, 285 m, 49°
49' 01 N, 07° 50' 02 O |
Abb. 46 Gelb blühende
Pflanze des Sichel-Hasenohrs,
Bupleurum falcatum L.,
in der Burgruine Rheingrafenstein gegenüber vom Rotenfels, 08.06.2021,
190 m, 49° 48' 26 N, 07° 51' 01 O |
 |
 |
Abb. 47 Blühendes
Nelken-Leimkraut, Silene
armeria L., am südöstlichen Hang des Rothenfels, 13.06.2022,
286 m, 49° 49' 02 N, 07° 50' 29 O |
Abb. 46 Gelb blühende
Pflanze des Sichel-Hasenohrs,
Bupleurum falcatum L.,
in der Burgruine Rheingrafenstein gegenüber vom Rotenfels, 08.06.2021,
190 m, 49° 48' 26 N, 07° 51' 01 O |
Nicht nur die Flora bietet am Rotenfels Besonderes, auch die Tierwelt hat
einige seltenere, auf Trocken- oder Wärmestandorte spezialisierte Arten.
So findet man häufig die Zauneidechse, gelegentlich Gottesanbeterinnen
oder die Westliche Smaragdeidechse. An warmen Tagen fliegen schon früh
die Kolibrischwärmer und der Wanderfalke baut seine Nester. Die Gelege
des Wanderfalken sind ein Grund, warum die Felswand bis zum Sommer teilweise
oder gänzlich für den Klettersport gesperrt wird, neben der
trittsensiblen, seltenen Flora an diesem Standort.
Erreichen kann man den Rotenfels (327 m über NN) über Bad Krauznach,
von dort die B48 nach Bad Münster am Stein-Ebernburg nehmen. Im Ort
parken, von wo mehrere gut ausgeschilderte Wein-Wanderwege starten, die am
Rotenfels vorbei oder hinüber führen. Möglich ist auch ein
Anfahrt aus Westen, über den Ort Traisen, Rotenfelser Straße
(heißt genauso wie die Straße in Bad Münster am Stein).
Diese führt auf das Plateau, wo ein Wanderparkplatz angesteuert werden
kann.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Der Rotenfels, Rheinland-Pfalz.
http://www.tropengarten.de/Botanik/rotenfels.html am Tg.Mo.Jahr.
© Tropengarten
info@tropengarten.de |