Osmunda regalis L.
Königsfarn, Königs-Rispenfarn, Osmundaceae - Königsfarngewächse, Rispenfarngewächse
60–160(–200) cm hoch, sommergrün, mehrjährig
Der Königsfarn tritt im subatlantischen Nordwesten Mitteleuropa verbeitet, im Nordosten zerstreut, ansonsten selten auf und fehlt fast vollständig in der Mitte und im Südosten. Die Bestände sind rückläufig. Das Verbreitungsgebiet umfasst Eurasien, Nordafrika und das östliche Nordamerika. Bevorzugt besiedeln die Pflanzen kalkfreie Standorte in feuchten Übergangsmooren, Sumpfgebüschen, Grabenrändern, Moor- und Bruchwäldern.
Osmunda regalis bildet ein kräftiges, meist unterirdisches Rhizom, das bei älteren Pflanzen kurz oberirdisch aufsteigen kann. Die Laubblätter sind 2-fach gefiedert, rosettig angeordnet, ohne Spreuschuppen und 40–150(–200) cm lang. Die Sporangien erscheinen auf speziell dafür gebildeten Wedelabschnitten, die man dementsprechend Sporophylle (= "Sporenblätter") nennt. Im Gegensatz dazu gibt es die nicht sporentragenden Wedel, die nur der Assimilation (Ernährung) dienen und daher Trophophylle (= "Ernährungsblätter", gr. "trophein" = ernähren) genannt werden. Trophophylle sind steril und besitzen keine Vermehrungsorgane. Sporophylle erfüllen beide Aufgaben, Ernährung und Fertilität.
Die separat gebildeten Wedelabschnitte des Königsfarns gibt es bei anderen einheimischen Farnen nicht in dieser Ausprägung. Entfernt ähnlich sind die fertilen Wedelabschnitte der Mondrauten, Botrychium Sw., beim Straußenfarn, Matteucia struthiopteris (L.) Tod., oder beim Rippenfarn, Blechnum spicant (L.) Roth. Bei den allermeisten anderen Farn-Arten sind die Sporo- und Trophophylle morphologisch sehr ähnlich. Die speziellen Sporophylle beim Königsfarn sind vom nicht fertilen Wedelabschnitt getrennt und befinden sich auf dem oberen Abschnitt einiger Wedel. Man könnte diesen Abschnitt als Sporangienstand bezeichnen. Die sterilen Wedelabschnitte sind doppelt gefiedert, ausgebreitet und hell frün. Hingegen sind die fertilen Wedelabschnitte rötlich braun, ährig angeordnet und ohne chlorophyllhaltige Strukturen.
















Die Abgrenzung der Osmunda regalis von anderen Arten der Farne dürfte problemlos sein. Die entwicklungsgeschichtlich ältere Besonderheit der speziell umgebildeten, bräunlichen Sporophyllabschnitte ist ein unverkennbares Merkmal im Gegensatz zu den jüngeren Farnen, die die Sporangien auf der Unterseite assimilierender, grüner Wedelabschnitte tragen. Eine Abgrenzung gegenüber Botrychium-Arten dürften ebenfalls problemlos sein.
Nicht gesichert ist die Ableitung des Gattungsnamens Osmunda L. Am wahrscheinlichsten basiert er auf dem theophonischen angelsächsischen Namen Osmund, dessen Morphem "Os" (= Gott, Beschützer) sich in zahlreichen Namen wiederfindet: Oswald, Osborn, Astrid, etc. Auf welchen "königlichen" Namen sich Linné letztlich bezog, bleibt zwar unklar, ist aber dennoch eine passende Namenswahl, die sich so auch schon in vorlinnäischer Literatur findet. Das Epitheton regalis stammt von lat. "regalis" (= königlich) ab und bezieht sich auf die prachtvollen Habitus des Königsfarns.
Osmunda regalis ist ein dekorativer Farn für den Garten. Er verträgt Standorte in voller Sonne bis lichtem Schatten. Der Boden sollte feucht sein, sauer und darf auch gerne mal vernässen. Teiche, Bäche oder schwierige Stellen im Unterwuchs wären eine architektonisch gute Wahl. Es gibt Sorten mit rötlichen Austrieb. Jungpflanzen benötigen einige Jahre bis sie eine prachtvolle Größe erreicht haben.
Referenzen
Frahm, J. P. & Sievers, R. 2009: Botanische Exkursionen im Rheinland, Königsfarn Sankt Augustin. – http://www.jan-peter-frahm.de/Arbeitskreis/009 Koenigsfarn Sankt Augustin.pdf, 34–35, am 10.10.2013.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Osmunda regalis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/osmunda-regalis.html am Tg.Mo.Jahr.