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Polypodium virginianum L.
  synonym: Polypodium sibiricum Sipliv.
                 Polypodium vinlandicum Á. Löve & D. Löve
                 Polypodium vulgare var. virginianum (L.) Eaton
  einschließlich: Polypodium appalachianum Haufler & Windham
Virginia-Tüpfelfarn, Polypodiaceae - Tüpfelfarngewächse
10–50 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Der Virginia-Tüpfelfarn stammt aus dem zentralen und östlichen Nordamerika, wo die Pflanzen in Felsfluren, Mischwäldern und an Felswändern in Höhen von 0–1.800 m über NN wachsen. Meistens gedeihen die Pflanzen als Geophyten auf Fels oder Erdböden, bei entsprechend feuchten Bedingungen gelegentlich auch als Epiphyten auf bemoosten Bäumen oder Totholz. Die Pflanzen sind immergrün, mit einzeln stehenden Wedeln und breiten sich langsam über das braune oder weißlich-braune, etwa 6 mm dicke Rhizom aus, auf dem sich 2-farbige, lanzettliche, oft gedrehte Spreuschuppen befinden. Die Wedel sind 1-fach wechselständig gefiedert, länglich oval bis schmal lanzettlich, am breitesten in der Mitte oder gelegentlich basisnah, bis 40 cm lang und bis 7 cm breit. Die Rachis (Wedelachse) ist kahl oder locker mit lanzettlich-ovalen Spreuschuppen bedeckt. Die Fiederblätter sind weniger als 8 mm breit, ganzrandig oder gezähnt. Auf der Unterseite der Fiedern, mittig zwischen Rachis und Rand oder randnah, befinden sich die rundlichen, weniger als 3 mm im Durchmesser großen Sporengruppen (Sori), die wegen ihrer "tüpfelartigen" Anordnung der Gattung den Namen gaben. Die Sori sind nicht von einem Häutchen (Indusium) bedeckt.

Polypodium virginianum tritt in Nordamerika mit mehreren Zytotypen auf, bei denen es sich um Sippen handelt, die sich im Chromosomensatz unterscheiden, aber kaum eindeutig morphologisch kennzeichnen lassen:
  1. Das diploide P. virginianum s. lat., welches von manchen Autoren als P. appalachianum gesehen wird und typischerweise kleinere Sporen aufweist, sich aber makromorphologisch kaum kennzeichnen lässt.
  2. Das tetraploide P. virginianum s. str., welches dem Typusexemplar entspricht und eine Hybride der diploiden P. sibiricum Sipliv. und P. appalachianum darstellt. Kennzeichnend sind die größeren Sporen.
  3. Häufig treten auch triploide sterile Sippen auf, welche Hybriden zwischen der diploiden P. virginianum (= P. appalachianum) und der tetraploiden P. virginianum darstellen. Makromorphologisch lassen sich diese kaum oder gar nicht von anderen Sippen unterscheiden. Zudem existieren triploide sterile Hybriden zwischen der diploiden P. sibiricum und der tetraploiden P. virginianum.
  Zudem ist P. virginianum sehr ähnlich dem eurasischen P. vulgare L.


Abb. 1 Terrestrische Kolonie des Polypodium virginianum im Mischwald am Skidmore Lake, Virginia, 12.10.2019, 697 m, 38° 33' 58 N 79° 08' 50 W
Abb. 2 Pflanze des Polypodium virginianum auf Kalkstein am Bearfence Mountain, Shenandoah, Virginia, 10.10.2019, 1057 m, 38° 26' 58 N 78° 27' 56 W
Abb. 3 Kolonie des Polypodium virginianum auf Kalkfelsen am Massanutten Ridge Trail, Virginia, 07.10.2019, 821 m, 38° 24' 22 N 78° 45' 58 W
Abb. 4 Aufsitzerpflanze des Polypodium virginianum im Wald bei den Lewis Falls, Shenandoah, Virginia, 14.10.2019, 915 m, 38° 31' 12 N 78° 26' 53 W
Abb. 5 Tüpfelartige Sori des Polypodium virginianum mittig zwischen Rand und Rachis der Fiederblätter. Bearfence Mountain, Shenandoah, Virginia, 10.10.2019, 1057 m, 38° 26' 58 N 78° 27' 56 W


Der Gattungsname Polypodium L. geht auf gr. "poly" (= viel) und gr. "podion" (= Füßchen) zurück und verweist auf das kriechende, 2-zeilige Rhizom der Gattung. Das Epitheton virginianum verweist auf den Naturstandort.

Es gibt nur wenige Erfahrungen mit Polypodium virginianum im mitteleuropäischen Freiland. Die Art ist wohl ausreichend hart und ein dekorativer immergrüner Farn, der sich problemlos im Garten integrieren lässt. Etwas feuchtere, schattige bis sonnige Lagen werden gut vertragen. Pflanzen die sich wohlfühlen, breiten sich gerne aus, sowohl über Ausläufer als auch Keimung. Natürlicherweiser neigt P. virginianum zur Koloniebildung, was man in der Gartengestaltung nutzen kann, indem man die Pflanzen als Bodendecker setzt.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Wagenitz, G. 2003: Wörterbuch der Botanik. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, 552 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Polypodium virginianum. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/polypodium-virginianum.html am Tg.Mo.Jahr.