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Prunella grandiflora (L.) Jacq.
synonym:
 Prunella vulgaris var. grandiflora L.
Großblütige Braunelle, Lamiaceae (= Labiatae) - Lippenblütler
Hochsommerblüher, VII–IX, 10–30(–70) cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Die Großblütige Braunelle tritt in der Mitte und im Süden Mitteleuropas in den Kalkgebieten verbreitet auf, nach Norden wird sie selten oder fehlt ganz. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch und reicht von Südeuropa bis in den Kaukasus. Sie besiedelt meist kalkhaltige Standorte auf Rasen und Trockensäumen.

Die Stängel sind meist einfach, aufsteigend und oft violett tingiert. Blätter und Stängel sind von weißen Haaren bedeckt. Die Laubblätter stehen an den nicht blühenden Trieben in Rosetten. Am Stängel finden sich 2–6 Paare gegenständiger, gestielter, eiförmiger bis lanzettlicher, ganzrandiger oder seicht gekerbter, grüner Blätter. Der Blütenstand ist terminal und, im Gegensatz zur Kleinen Braunelle, Prunella vulgaris L., mit Abstand zum obersten Blattpaar. Die Blüten haben kleine Hochblätter, sind 2–2,5 cm lang, dunkel violett bis rosa oder weiß, mit langen, zahnlosen Staubblättern.

Prunella grandiflora hybridisiert gerne mit anderen Arten der Gattung, sowohl mit den mitteleuropäischen als auch jenen anderer Regionen. Die Hybriden stehen meist zwischen den Elternteilen und haben gelegentlich Eingang in den Gartenbau gehalten. Die Abgrenzung zur ähnlichen P. vulgaris ist relativ einfach. Bei P. vulgaris sitzt das letzte Laubblattpaar direkt unter dem Blütenstand und sie bildet gerne und zahlreich Ausläufer.


Abb. 1 Die Blüten der Prunella grandiflora stehen in mehreren Teilblütenständen aus 4–6-blütigen Scheinquirlen. Urft-Tal nahe Urft-Steinfeld, Eifel, 26.09.2015, 439 m, 50° 30' 47 N, 06° 36' 23 O
Abb. 2 Die Krone der Prunella grandiflora ist nur schwach auf der Mitte der Oberlippe behaart oder gänzlich kahl. Urft-Tal nahe Urft-Steinfeld, Eifel, 26.09.2015, 439 m, 50° 30' 47 N, 06° 36' 23 O
Abb. 3 Blütenstand von Prunella grandiflora. Katharinenpfad nahe dem Katharinenberg, Kaiserstuhl, 31.05.2018, 443 m, 48° 06' 40 N, 07° 41' 54 O
Abb. 4 Blühende Pflanzen der Prunella grandiflora Katharinenpfad nahe dem Katharinenberg, Kaiserstuhl, 31.05.2018, 443 m, 48° 06' 40 N, 07° 41' 54 O
Abb. 5 Grundständige Blätter und Blütenstand von Prunella grandiflora im Trockenrasen auf dem Strangenberg, Westhalten, Elsass, 21.06.2019, 383 m, 47° 57' 48 N, 07° 16' 12 O
Abb. 6 Samen von Prunella grandiflora. Urft-Tal nördlich von Nettersheim, Eifel, 26.09.2015, 444 m, 50° 30' 48 N, 06° 36' 58 O
Abb. 7 Kelche und Kronen der Prunella grandiflora im Trockenrasen auf dem Strangenberg, Westhalten, Elsass, 21.06.2019, 383 m, 47° 57' 48 N, 07° 16' 12 O
Abb. 8 Behaarter Stängel und Laubblätter der Prunella grandiflora im Trockenrasen auf dem Strangenberg, Westhalten, Elsass, 21.06.2019, 383 m, 47° 57' 48 N, 07° 16' 12 O
Abb. 9 Blütenstand der Prunella grandiflora in einem Halbtrockenrasen am Erkenberg bei Neidlingen, Schwäbische Alb, 26.09.2022, 588 m, 48° 35' 08 N, 09° 34' 17 O
Abb. 10 Blütenstände der Prunella grandiflora in einem Halbtrockenrasen im Niderwald bei Colmar, Elsass, Frankreich 20.08.2021, 202 m, 47° 59' 19 N, 07° 28' 03 O


Der Gattungsname Prunella L. war schon vor Linné gebräuchlich und firmierte ursprünglich als "Brunella". Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig und es gibt zwei Deutungsmöglichkeiten. Einerseits von althochdeutsch "brun" (dunkelfarbig, braun) in Bezug auf die dunkel violetten, farbintensiv tingierten Stängel, Ränder der Laubblätter und den Kelchen. Andererseits könnte er abgeleitet sein von altfranzösisch "prunelle" (= Schlehenfrucht) und die Ähnlichkeit der Farbtönung der Schlehenfrüchte mit den Pflanzenteilen der Großblütigen Braunelle meinen. Das Epitheton grandiflora stammt von lat. "grandis" (= groß) und lat. "-florus" (= -blütig), zu "großblütig", ein Verweis auf die größeren Blüten im Vergleich zur P. vulgaris unter welcher die Großblütige Braunelle früher eingeordnet war.

Prunella grandiflora wird manchmal im Gartenhandel als Zierpflanze angeboten. Meist handelt es sich nicht um die Nominalform, sondern Hybriden mit anderen Arten oder Sorten mit besonderen Farben der Blütenkronen. Die Pflanzen sind robust, bevorzugen einen offenen, sonnigen und warmen Platz im Garten und gedeihen am besten auf kalkhaltigen Standorten im Alpinum, Steingarten oder auch Sukkulentenbeet. Anders als die Kleine Braunelle neigt die Großblütige Braunelle meist nicht zur Ausläuferbildung und hat daher nicht die Konnotation als Unkraut.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Prunella grandiflora. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/prunella-grandiflora.html am Tg.Mo.Jahr.