Startseite

Trachycarpus nanus Becc.
Zwerg-Hanfpalme, Yunnan-Zwergpalme, Arecaceae - Palmen
Frühlingblüher, IV–VI, 100–250 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Die Zwerg-Hanfpalme stammt aus dem Südwesten Chinas (Yunnan), wo die Pflanzen im Grasland oder Strauchgesellschaften des mittleren Himalaya in Höhen von etwa 2.000 m über NN wachsen. Meist haben die Pflanzen keinen sichtbaren oder nur einen kurzen, kriechenden oberirdischen Stamm. Tatsächlich können die Palmen aber einen bis zu 2 m langen, unterirdisch kriechenden, bis etwa 5 cm breiten, unverzweigten Stamm bilden. In der Regel ist daher nur die bodenständige Blätterkrone zu erkennen. Das apikale Ende des Stammes ist von dichten, aus den Blattscheiden desintegrierenden, kurzen Fasern bedeckt. Die Krone trägt 5–20 Laubblätter, die in mehrere, schmall lanzettliche, bis fast an die Spreitenbasis eingeschnittene Segmente geteilt sind. An den Spitzen sind die Segmente leicht gekerbt. Unterseits ist die Blattfläche blaugrün, ähnlich dem Trachycarpus ukhrulensis M. Lorek & K. C. Pradhan, und oberseits grün, kahl und manchmal silbrigblau. Letzteres insbesondere bei starker Sonneneinstrahlung.

Im Frühjahr erscheint der aufrechte oder leicht geneigte Blütenstand, der etwa so lang wie die Blattstiele ist. Er trägt im Vergleich zu allen anderen Arten der Gattung Trachycarpus H. Wendl. relativ wenige, weiß-gelbliche, kugelförmige, bis 2,5 cm im Durchmesser große Blüten, die weiblich, männlich oder hermaphrodit sein können. Später bilden sich nierenförmige, glatte Früchte mit anfänglich grüngelbem Fruchtfleisch, welches später nachdunkelt und im trockenen Zustand braunschwarz und runzelig wird.


Abb. 1 Fruchtstand des Trachycarpus nanus mit reifen, grün-gelblichen, nierenförmigen Früchten, Topfpflanze, 25.08.2007
Abb. 2 Eines der am längsten in Mitteleuropa ausgepflanzten Exemplare von Trachycarpus nanus in einem Privatgarten in Rengsdorf, 21.07.2007
Abb. 3 Apikaler Stamm des Trachycarpus nanus mit der Faserung, Privatgarten in Rengsdorf, 21.07.2007
Abb. 4 Grünblaue Oberseite der Lamina des Trachycarpus nanus mit ihren tief eingeschnittenen Segmenten in einem Privatgarten in Rengsdorf, 21.07.2007
Abb. 5 Weiblicher Blütenstand des Trachycarpus nanus im Botanischen Garten Düsseldorf, 25.05.2016
Abb. 6 Laubblätter als auch Blütenstände von Trachycarpus nanus entspringen "aus dem Boden". Botanischer Garten Düsseldorf, 25.05.2016
Abb. 7 Hochblätter am Blütenstand von Trachycarpus nanus, Botanischer Garten Düsseldorf, 25.05.2016
Abb. 8 Der Fruchtstand von Trachycarpus nanus liegt unter oder zwischen den Laubblätter, Botanischer Garten Düsseldorf, 04.09.2016
Abb. 9 Der kriechende Stamm eines alten Exemplares des Trachycarpus nanus in einem Privatgarten in Tecklenburg, 09.07.2016
Abb. 10 Apikaler Stamm einer Hybride Trachycarpus wagnerianus × nanus in einem Privatgarten in Tecklenburg, 09.07.2016
Abb. 11 Freilandexemplar eines Trachycarpus wagnerianus × nanus in einem Privatgarten in Tecklenburg, 09.07.2016
Abb. 12 Freilandexemplar eines Trachycarpus nanus, bei dem auch eine Hybride mit T. fortunei (Hook.) H. Wendl. möglich wäre. Gärten von Schloss Trauttmansdorff, Meran, Südtirol, 28.10.2019


Der Gattungsname Trachycarpus leitet sich ab von gr. "trachys" (= rauh) und gr. "karpos" (= Frucht), was wahrscheinlich auf die relativ "harten" Früchte der Pflanze abzielt. Möglich erscheint auch ein Benennungsmotiv nach den rauhen Stammfasern und den davor liegenden Fruchtständen mit ihren Beeren. Das Art-Epitheton nanus stammt von gr. "nanos" (= Zwerg) und beschreibt den Habitus der Pflanzen.

Trachycarpus nanus ist eine klein bleibende Palme, von der es eine handvoll erfolgreicher Langzeitexemplare (> 20 Jahre) im Freiland in Mitteleuropa gibt. Nichtsdestotrotz dürfte eine ungleich höhere Anzahl von Pflanzen in den Gärten schon abgestorben sein, da es sich beileibe um keine einfach anzubauende Pflanze handelt. Ideal erscheint ein sonniger, geschützter Standort, wobei die Bodenansprüche nicht sehr ausgeprägt sind. Bis zum Anwachsen der Pflanze sollte regelmäßig im Winter Schutz in Form von Reisigauflage oder Vlies angebracht werden. Das Anwachsen kann mehrere Jahre dauern und Zuwachs nur zögerlich sein. Für den Anbau wählt man daher möglichst "große" Pflanzen, also solche die schon einen großen Topf durchwurzeln und adult sind.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Lorek, M. & Pradhan, K. C. 2006: A new species of Trachycarpus (Arecaceae), with remarks on its unusual habitat. – Bot. Jahrb. Syst., 126, 419–426.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Trachycarpus nanus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/trachycarpus-nanus.html am Tg.Mo.Jahr.