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Mercurialis perennis L.
Wald-Bingelkraut, Ausdauerndes Bingelkraut, Euphorbiaceae - Wolfsmilchgewächse
Frühlingblüher, I–V, 15–40 cm hoch, (immer-)sommergrün, mehrjährig

Das Wald-Bingelkraut tritt in Mitteleuropa zerstreut bis verbreitet auf, mit Schwerpunkt auf basen- und kalkhaltigen Standorten. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch. Bevorzugt besiedeln die Pflanzen Misch- und Auenwälder. Das Wald-Bingelkraut gehört zwar es zu den Wolfsmilchgewächsen, besitzt aber selber keinen Milchsaft wie die meisten Arten der Familie, sondern wird vielmehr wegen der Blüten- und besonders Fruchtmerkmale in die Familie der Euphorbiaceae eingeordnet. Mercurialis perennis ist zweihäusig, breitet sich gerne über unterirdische Ausläufer aus und bildet so größere Bestände. Oft bestehen solche Bestände nur aus weiblichen oder nur männlichen Pflanzen. Die Stängel sind unverzweigt, 4-kantig und haben nur im oberen Teil gestielte Laubblätter, während im unteren nur Schuppenblätter sitzen. In milden Wintern können die Pflanzen mit Laubblättern überdauern, ziehen aber meistens ein. Die Blüten sind unscheinbar, 3-teilig, gelblich-grün und die Kapselfrüchte zweiteilig, rauhaarig, erscheinen in milden Wintern manchmal schon zur Jahreswende, meist erst im Frühling.

Abb. 1 Blüten von Mercurialis perennis, Strunde-Tal, Herrenhausen, Bergisches Land, 08.03.2014, 172 m, 50° 59' 50 N, 07° 09' 32 O
Abb. 2 Flächiger Bestand der Mercurialis perennis im Botanischen Garten Münster, 68 m, 51° 57' 48 N, 07° 36' 30 O
Abb. 3 Bodendeckender Massenbestand von Mercurialis perennis in einem Buchenwald, Strunde-Tal, Bergisch-Gladbach, 13.07.2014, 188 m, 51° 00' 11 N, 07° 10' 01 O
Abb. 4 Blühende Mercurialis perennis auf Kalkstein, Teutoburger Wald, Jakobsberg, 26.02.2014, 163 m, 52° 01' 53 N, 08° 24' 31 O
Abb. 5 Beginnende Blüte des Mercurialis perennis im Winter, Hohe Anna bei Brilon, Sauerland, 07.01.2015, 501 m, 51° 23' 21 N, 08° 35' 14 O
Abb. 6 Konvergenz: Ähnlichkeit der Blätter von Mercurialis perennis (rechts) und Helleborus viridis L. (links) im Strunde-Tal, Bergisch-Gladbach, 13.07.2014, 158 m, 50° 59' 48 N, 07° 09' 39 O
Abb. 7 Mercurialis perennis im Flaumeichen-Wald am Büchsenberg bei Achkarren, Kaiserstuhl, 14.03.2015, 221 m, 48° 04' 07 N, 07° 36' 26 O
Abb. 8 Blütenstand der Mercurialis perennis, Lenzenberg, Ihringen, Kaiserstuhl, 13.03.2015, 427 m, 48° 03' 36 N, 07° 39' 17 O
Abb. 9 Das Wohlriechende Veilchen, Viola odorata L., am Wegesrand in einem Buchenwald zusammen mit Mercurialis perennis auf dem Bausenberg, Niederzissen, Eifel, 17.04.2015, 328 m, 50° 27' 55 N, 07° 13' 21 O
Abb. 10 Großer Bestand der Mercurialis perennis auf dem Bausenberg, Niederzissen, Eifel, 17.04.2015, 266 m, 50° 27' 55 N, 07° 13' 37 O
Abb. 11 Zweiteilige, rauhaarige Früchte der Mercurialis perennis auf dem Bausenberg, Niederzissen, Eifel, 17.04.2015, 266 m, 50° 27' 55 N, 07° 13' 37 O
Abb. 12 Pflanze der Mercurialis perennis mit Früchten oberhalb von Hopfgarten im Brixental, Österreich, 15.05.2016, 734 m, 47° 26' 57 N, 12° 09' 58 O
Abb. 13 Der Hohle Lerchensporn, Corydalis cava (L.) Schweigg. & Körte, zusammen mit dem Wald-Bingelkraut am Freeden, Bad Iburg, Niedersachsen, 13.03.2015, 293 m, 52° 09' 33 N, 08° 05' 32 O
Abb. 14 Mercurialis perennis in einem Buchenmischwald auf Kalk am Germesberg bei Attendorn, Sauerland, 30.12.2015, 319 m, 51° 08' 21 N, 07° 59' 46 O


Die Abgrenzung der Mercurialis perennis von den anderen zwei Arten der Gattung ist recht einfach. Das ähnliche Eiblättrige Bingelkraut, Mercurialis ovata Sternb. & Hoppe, hat deutlich breitere, eiförmige Blätter, während das Einjährige Bingelkraut, Mercurialis annua L., verzweigt ist und von unten an beblättert. Ohne Blüte kann auch das Kleinblütige Springkraut, Impatiens parviflora DC., prima vista leicht zu verwechseln sein. Letzteres ist verzweigt und mit bis zu 90 cm Höhe deutlich größer. Im blühenden Zustand ist eine Differenzierung unproblematisch.

Der Gattungsnamen Mercurialis L. leitet sich ab von lat. "mercurius" (= Merkur). Welches Motiv hinter dieser Benennung steht, ist nicht eindeutig. Mögliche Erklärungen wären 1. die Verfärbung getrockneter Pflanzen, die an Quecksilber erinnert, dem Element der Alchemisten, das mit dem Planeten Merkur assoziiert ist, oder 2. der antike Name "Mercurialis spicata", der als das weibliche Gegenstück des männlichen "Mercurialis testicularis" galt und als Ausdruck der Männlichkeit gesehen wurde. Das Epitheton perennis stammt von lat. "per" + "annus" (= durch + Jahr) und bezieht sich auf die ausdauernde, unverholzende Wuchseigenschaft als Staude.

Mercurialis perennis sind unscheinbare Pflanzen, die gut als Bodendecker in kalkhaltigen, schattigen Gartenbereichen zum Einsatz kommen könnten. Naturnahe Gärten oder parkähnliche Anlagen wären weitere Einsatzmöglichkeiten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2019: Mercurialis perennis. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/mercurialis-perennis.html am Tg.Mo.Jahr.