Kalkbuchenwälder bei Sundern
Das Westenfelder Kalkknäppchen und der Selscheder Kalkbuchenwald


Südlich von Sundern im Sauerland liegt eine Kalksteinschicht an, die an mehreren Stellen eine botanisch interessante Flora mit teilweise seltenen Pflanzen und besonderen Pflanzengemeinschaften bedingt. Da der Kalkstein ein begehrter Baustoff ist, sind jedoch die meisten dieser Naturflächen durch mehrere Steinbrüche verschwunden oder in Agrarflächen und Fichtenforste umgewandelt worden. An einigen Stellen hat der ursprüngliche Wald überlebt und zeichnet sich durch eine ausgesprochen artenreiche Krautschicht aus.

Das Besonders bei den Buchenwäldern auf Kalkstein ist, dass die Bedingungen für die Rotbuche, Fagus sylvatica L., nicht ganz so optimal sind wie auf saurem Grund und daher eine wesentlich lichtere Baumschicht hat, was eine höhere Diversität der Strauch- und Krautschicht zulässt. Besonders der östlich von Sundern gelegene, kleine Kalkbuchenwald bei Westfeld ist erwähnenswert. Des Westenfelder Kalkkäppchen ist ein südlich exponierter, weit überwiegend aus Rotbuchen bestehender Wald, der große Bestände der Grünen Christrose, Helleborus viridis L., beherbergt. Dieses Hahnenfußgewächs ist angepasst an die Kalkböden und in Nordrheinwestfalen selten. Es ist ein Winter- oder Vorfrühlingblüher, der die blattlose Zeit der Baumschicht im Frühjahr nutzt, um Blüten und Samen anzusetzen. Noch vor den Buschwindröschen, Anemoe nemorosa L., findet man die grünen, selten weißlich-grünen Blüten im Unterwuchs der Wälder. Oft liegt noch Schnee und die Natur ist, bis auf Christrosen, mitten im Winterschlaf.

Neben der Grünen Christrose wachsen eine ganze Reihe weiterer kalkliebender Pflanzen im Westenfelder Kalkkäppchen, das nur in den Randbereichen zugänglich und mittlerweile als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Neben den Orchideen beherbergt der südlich gelegene, aufgelassene Steinbruch ebenfalls einen interessanten, an warme, trockene und kalkhaltige Standorte angepassten Bewuchs. Die steilen, bis 25 m hohen Wände sind im unteren Bereich deutlich verbuscht, haben im Bereich der Steilkante eine artenreiche artenreiche Felsflora mit

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Abb. 1 Unreife Früchte von Convallaria majalis L. am Rand des Kalksteinbruches am Westenfelder Kalkknäppchen, Sauerland, 20.07.2014, 322 m, 51° 19' 14 N, 08° 03' 16 O
Abb. 2 Hübscher Bestand des Asplenium trichomanes L. am Oberrand eines Kalksteinbruches des Westenfelder Kalkknäppchens, Sauerland, 20.07.2014, 318 m, 51° 19' 14 N, 08° 03' 15 O
Abb. 3 Unterseite eines Wedels von Asplenium trichomanes (vor dem Wald-Bingelkraut, Mercurialis perennis L.) mit unreifen Sporangien, Westenfelder Kalkknäppchen, Sauerland, 20.07.2014, 322 m, 51° 19' 14 N, 08° 03' 16 O
Abb. 4 Die Grüne Christrose, Helleborus viridis L., im Kalkbuchenwald des Westenfelder Kalkknäppchens, Sauerland, 20.07.2014, 322 m, 51° 19' 16 N, 08° 03' 15 O
Abb. 5 Helleborus viridis im Westenfelder Kalkknäppchen, Sauerland, 20.07.2014, 326 m, 51° 19' 15 N, 08° 03' 16 O
Abb. 6 Unreife Frucht der Weißen Schwalbenwurz, Vincetoxicum hirundinaria Medik., am Steinbruch am Westenfelder Kalkknäppchen, Sauerland, 20.07.2014, 322 m, 51° 19' 14 N, 08° 03' 16 O
Abb. 7 Blüte der Rundblättrigen Glockenblume, Campanula rotundifolia L., am Wegesrand auf dem Kahlenberg, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 408 m, 51° 18' 43 N, 08° 02' 00 O
Abb. 8 Blütenstand des Kleinen Odermennigs, ;Agrimonia eupatoria L., an einem Wegesrand im Selscheder Kalkbuchenwand, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 362 m, 51° 19' 01 N, 08° 02' 03 O
Abb. 9 Blüte der Nesselblättrigen Glockenblume, Campanula trachelium L., am Wegesrand im Selscheder Kalkbuchenwand, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 329 m, 51° 18' 52 N, 08° 01' 25 O
Abb. 10 Blüte des Gewöhnlichen Hexenkrauts, Circaea lutetiana L., im Selscheder Kalkbuchenwand, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 355 m, 51° 19' 02 N, 08° 02' 02 O
Abb. 11 Fruchtender Gewöhnlicher Seidelbast, Daphne mezereum L., im Selscheder Kalkbuchenwand, Sundern, Sauerland, 20.07.2014, 344 m, 51° 18' 54 N, 08° 01' 38 O
Abb. 12 Das Gedenkkreuz am Südhang des Kahlenbergs
Abb. 13 Karte der beiden botanisch interessanten Kalkbuchenwälder (mit "x" markiert). Der rote Wanderweg entspricht nicht exakt den Gegebenheiten vor Ort, hier sollte auf genauere Karten zurückgegriffen werden. Parken ("P") in Sundern, Straße Oberer Kahlenberg, oder in Weninghausen, einem kleinen Weiler mit Gaststätte, wo sich an der Dorfstraße der Wagen abstellen lässt. Karte modifiziert nach www.openstreetmap.org - Mitwirkende
Abb. 14 Auf halbem Wege am Kahlenberg findet sich "Henners Ruh", ein Rastpunkt mit Bank, von dem aus man eine herrliche Panoramasicht ins Sauerland hat
Abb. 15 Hübscher Bestand des Asplenium trichomanes zusammen mit der Mauerraute, Asplenium ruta-muraria L., in Weninghausen, nahe des Westenfelder Kalkknäppchens, Sauerland, 20.07.2014, 325 m, 51° 18' 46 N, 08° 03' 26 O
Abb. 16 Asplenium ruta-muraria in Weninghausen, nahe des Westenfelder Kalkknäppchens, Sauerland, 20.07.2014, 325 m, 51° 18' 46 N, 08° 03' 26 O


Die Kalkbuchenwälder bei Sundern sind besonders im Frühjahr vor der Belaubung der Bäume ein lohnenswertes Ziel, wenn die Grünen Christrosen blühen. Beide Gebiete, das Westenfelder Kalkknäppchen und der Selscheder Kalkbuchenwald, sind nur mit Umwegen über erschlossene Wanderwege miteinander verbunden, da zwischen beiden ein riesiger Steinbruch liegt. Den Selscheder Wald kann man über Sundern anfahren, Straße Oberer Kahlenberg und am Ende parken. Das Kalkknäppchen ist von dort aus in etwa 1 Stunde über den Kahlenberg und das Örtchen Weninghausen zu erwandern, eine sicherlich prächtige Strecke durch den ruhigen Wald des Kahlenbergs, vorbei am Gedenkkreuz, Henners Ruh, über Äcker, Lichtungen und zum Schluss entlang der Landstraße K7. Alternativ fährt man nach Weninghausen, parkt im Ort und geht über die Landstraße zum Kalkknäppchen, durch das ein kaum benutzter Wanderweg führt, der an der Landstraße endet. In Weninghausen bietet sich auch die Gelegenheit auf gustatorische Einkehr.


Zitiervorschlag: Lorek, M. 2014: Kalkbuchenwälder bei Sundern - Das Westenfelder Kalkknäppchen und der Selscheder Kalkbuchenwald. – http://www.tropengarten.de/Botanik/sundern.html am Tg.Mo.Jahr.