Dipsacus pilosus L.
Behaarte Karde, Dipsacaceae - Kardengewächse
Hochsommerblüher, VII–IX, 60–120(–200) cm hoch, sommergrün, zwei- (mehr-)jährig
Die Behaarte Karde tritt in Mitteleuropa selten bis zerstreut auf und fehlt im Nordwesten weitgehend. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch. Sie findet sich in feuchten Säumen und Krautfluren, entlang von Bächen oder an unbefestigten Wegen. Nach Süden hin und in der Mitte wird sie etwas häufiger, da die Pflanzen bevorzugt auf Kalk wachsen und in den Mittelgebirgen eher passende Bedingungen finden.
Ähnlich der Wilden Karde, Dipsacus fullonum L., errreichen die Pflanzen fast Mannshöhe und können besonders an schattigen und nährstoffreichen Stellen bis 2 m hoch werden. Die Stängel sind zerstreut stachelig. Die Stängelblätter sind entweder ungeteilt oder haben am Ansatz zwei Fiederblättchen; sie sind gestielt und daher nicht verwachsen. Die Blütenköpfe sind typisch kugelig mit weißen Einzelblüten, aus denen die kleinen, violetten Staubbeutel herausragen. Die Spreublätter (die "Stacheln" der Köpfchen) sind nicht länger als die Blütenkronen.











Die Abgrenzung des Dipsacus pilosus vom ähnlichen D. laciniatus L., der Schlitzblättrigen Karde, ist recht einfach, da letztere deutlich gefiederte Laubblätter hat. Die Wilde Karde, Dipsacus fullonum L., hat längliche Blütenköpfe und lila Blütenblätter. Die Abgrenzung des D. pilosus vom ähnlichen Dipsacus strigosus Willd. ex Roem. & Schult. ist manchmal schwierig. Unterscheidungsmerkmale sind:
Möglicherweise geht die Ableitung des Gattungsnamens Dipsacus L. auf das gr. "dipsa" (= Durst) zurück und meint damit das "Regenwasserbecken" der miteinander verwachsenen Stängelblätter beim D. fullonum, früher auch als "Venuswaschbecken" bezeichnet. Im Lateinischen findet sich mit "dipsacus" (= Karde) die selbe etymologische Wurzel. Das Epitheton pilosus stammt von lat. "pilosus" (= behaart) und bezieht sich auf die behaarte Sprossachse.
Die volkstümliche, deutsche Bezeichnung "Karde" geht auf die frühere Nutzung der Blütenköpfe zum Aufkratzen von Wolle zurück. Das Werkzeug für diesen Arbeitsgang nennt sich im Althochdeutschen "Karda", ein Wortstamm der sich in Kardätschen (die Bürsten zum Glattstreichen von Pferdefell) wiederfindet. "Karde" geht ursprünglich zurück auf lat. "carduus" (= Distel).
Dipsacus pilosus wird schon länger in Gärten als Kulturpflanze genutzt, denn ihre Blüten sind dekorative Ergänzungen für das Staudenbeet. Da es sich meist um Zweijährige handelt, kann man entweder entsprechend die Pflanzbeete vorbereiten, indem man Flächen frei hält, um eine spontane Keimung von "Nachwuchs" zu ermöglichen, oder man zieht selber neue Pflanzen im Kaltgewächshaus aus Saat. Verschiedene Kultursorten und Kreuzungen sind im Handel erhältlich. Ideal wäre ein halbschattig bis sonniger Platz auf basenreichen Böden.
Referenzen
Ahrens, W. 2007: Zur Unterscheidung von Dipsacus pilosus L. und Dipsacus strigosus Willdenow ex Roemer et Schultes. – Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt, 12, 71–75.
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2022: Dipsacus pilosus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/dipsacus-pilosus.html am Tg.Mo.Jahr.