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Musa cavendishii Lamb. ex Paxton
synonym:
 Musa acuminata Colla
 Musa nana Lour.
Cavendish-Banane, Zwergbanane, Musaceae - Bananen
Sommerblüher (in Mitteleuropa), VI–X, 150–300 cm hoch, immergrün, mehrjährig

Musa cavendishii ist eine aus dem tropischen China stammende Banane, die normalerweise zu den Zwergbananen zählt und kaum größer als 2 m wird, gleichwohl es triploide Klone (AAA) gibt, wie beispielsweise die bekannte Sorte 'Grand Nain', die deutlich größer werden. Dieser Widerspruch liegt darin begründet, dass die Systematik der M. cavendishii nicht abschließend geklärt ist und selbst die Einordnung unter die äußerst polymorphe Art M. acuminata Colla nicht unstrittig ist. Zudem gibt ein fast unüberschaubares Kaleisdoskop von Sorten, Kultivaren und Taxonen, die polyploid sind oder Hybriden der M. acuminata mit anderen Arten. Dahingehend wird hier M. cavendishii noch als eigenständiges Taxon behandelt, insbesondere auch, weil die Cavendish-Banane bis in die 1970er Jahre die klassische Essbanane war.

Zumeist handelt es sich bei Musa cavendishii um kleine Bananen mit einem 60–100 cm hohen Scheinstamm und aus dem Rhizom sich bildenden Schösslingen. In der Regel besteht der Blattschopf aus nur 6–8 Laubblätter, die 60–100 cm lang sind, blaugrün, mit einem kurzen, gekielten Stiel. Die Blütenstände sind kurz, nickend und dicht mit Blüten besetzt. Die Hochblätter sind rot-braun oder dunkelbraun. Zuerst erscheinen die weiblichen Blüten, später die männlichen. Die Perigonblätter sind gelblich-weiß, 2,5 cm lang, 5-teilig. Die inneren Perigonblätter sind halb so lang wie äußeren. Ein Blütenstand kann 200–250 Früchte bilden, die länglich oval sind, 6-kantig, leicht gebogen, 10–13 cm lang, 3,5–4 cm breit und zumeist ohne Samen.

Fast alle Kultivare und Sorten der Musa cavendishii sind aromatische, genießbare Bananen, einschließlich der ehedem am häufigsten in westliche Länder exportierten Früchte der 'Grand Nain', die man als "Supermarkt-Banane" bis in die 1970er Jahre kannte. Dass sie nicht mehr zu der häufigsten Supermarkt-Banane gehört, liegt einfach daran, dass seit den 1960er Jahren die Bestände der M. cavendishii durch die Fusarium-Welke, einer Pilzinfektion, deutlich dezimiert wurden und heutzutage durch die M. paradisiaca L. ersetzt sind.

Musa cavendishii wird manchmal als M. acuminata 'Dwarf Cavendish' angeboten, eine triploide Banane mit 3 acuminata-Chromosomensätzen (AAA). Die 'Dwarf Cavendish' ist ebenso keine einheitliche Pflanze wie die eigentlich synonyme M. cavendishii; es existieren zahlreiche Klone unterschiedlicher Größen. Diese sind das Resultat von Spontanmutationen in der Mikrovermehrung, bevorzugt in Indien. Dort sind auch mehrere Dutzend von Kultivaren der 'Dwarf Cavendish' beschrieben und vielerorts in Kultur. Darunter die "superzwergigen" Sorten 'Novak' oder 'Little Prince'. Siehe auch Gattung Musa L.


Abb. 1 Mehrere Pflanzen einer hochwüchsigen Sorte der Musa cavendishii in einem Privatgarten bei Frigiliana, Nerja, Südspanien, 10.10.2008
Abb. 2 Noch unreife, grüne Früchte der Musa cavendishii 'Grand Nain' im Tropengewächshaus des Gruga-Parks Essen, 11.09.2016
Abb. 3 Typischer Fruchtstand einer Musa cavendishii mit den 3 "Blühphasen": oben weiblich, mittig hermaphrodit und unterhalb der Hochblätter männlich. Privatgarten bei Frigiliana, Nerja, Südspanien, 10.10.2008
Abb. 4 Eine typische, kaum 2 m hohe, dem Prolog entsprechende Pflanze der Musa cavendishii mit abgeschnittenem männlichen Teil zur besseren Fruchtreifung. Privatgarten bei Gangtok, Sikkim, Indien, 27.05.2000
Abb. 5 Blüten- und Fruchtstand einer Musa cavendishii im Fairchild Botanical Garden, Miami, Florida, 25.10.2018
Abb. 6 Etwa 4 m hohe Pflanze der Sorte Musa cavendishii 'Giant Cavendish' in einem Privatgarten in Kalimpong, West-Bengalen, Indien, 25.07.2003
Abb. 7 Aus dem Rhizom der Musa cavendishii entspringende, neue Sprossachse, Topfpflanze in einem Privatgarten, 28.09.2016
Abb. 8 Junge Blätter vieler Kultivare der Musa cavendishii sind violett bis dunkelbraun gefleckt, hier eine 'Dwarf Cavendish', Topfpflanze in einem Privatgarten, 28.09.2016


Der Gattungsname Musa wurde von Linné etabliert und ist schon in antiken Quellen vorhanden. Linné hatte hierfür die älteste Bezeichnung gewählt, die es für die Gattung gab. Welches Benennungsmotiv dem Namen allerdings zugrunde liegt, ist nicht klar. Zumindest ist es keine Ehrung von Antonius Musa, dem Leibarzt des Augustus, da das Idiom wesentlich älter als die Person Antonius Musa und wohl indochinesischen Ursprungs (von chin. "maozi" = üppige Frucht) ist. Das Epitheton cavendishii wurde wahrscheinlich zu Ehren des Duke of Devonshire, William George Spencer Cavendish (1790–1858) etabliert. 1829 wurden erstmals 2 Exemplare einer M. cavendish aus Südchina von Charles Telfair nach England geschickt. Eines dieser Exemplare erwarb der Duke of Devonshire, welches später in seinem Garten in Chatsworth (Derbyshore) erstmals fruchtete und zu dessen Ehren die Namensgebung erfolgte.

Musa cavendishii ist eine attraktive, zumeist kleinbleibende Banane mit aromatischen Früchten. Für eine Kultur sollten die Pflanzen im Topf gehalten werden. Überwinterung erfolgt im warmen Gewächshaus oder dem Wintergarten.

Referenz
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Uma, S. & Sathiamoorthy, S. 2002: Names and Synonyms of Bananas and Plantains of India. – National Research Centre for Banana (ICAR), Tiruchirapalli, India, 62 S.


Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Musa cavendishii. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/musa-cavendishii.html am Tg.Mo.Jahr.