Startseite

Myrica gale L.
Moor-Gagelstrauch, Myricaceae - Gagelstrauchgewächse
Vollfrühlingblüher, III–V, 50–250 cm hoch, sommergrün, mehrjährig

Der Moor-Gagelstrauch tritt im Nordwesten Mitteleuropas zerstreut bis verbreitet auf, ansonsten ist er selten bis fehlend. Er besiedelt gerne lichte, nasse und nährstoffarme Weidengebüsche, Bruchwälder und Pionierwälder, wo er typische Moorgebüsche bildet. Sein Verbreitungsgebiet in Deutschland liegt besonders in den westlichen und nördlichen Landesteilen, wo atlantischer Einfluss herrscht. Sehr selten tritt er auch noch weit im Inland, beispielsweise im Luckauer Becken in der Niederlausitz, auf. Mit der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung sind seine Bestände in der Vergangenheit deutlich geschrumpft. Die Ausweisung von Naturschutzgebieten hat aber zur Erhaltung von Restbeständen geführt.

Moor-Gagelsträucher sind aromatische Sträucher, die sich über unterirdische Wurzelausläufer ausbreiten und stark verzweigen. Auf den dunkelbraunen Ästen finden sich zahlreiche gold-glänzende Harzdrüsen. Die Blätter sind lanzettlich, kurz gestielt, bis 6 cm lang, am Grunde keilig und ebenfalls mit Drüsen besetzt. Auch auf den weiblichen Kätzchen und den Früchten finden sich Harzdrüsen. Moor-Gagelsträucher sind getrenntgeschlechtig zweihäusig, das heißt, es gibt männliche und weibliche Exemplare und die Pflanzen blühen mit unterschiedlichen Kätzchen. Selten finden sich Pflanzen mit gleichzeitig weiblichen und männlichen Blüten, noch seltener echte Zwitter-Blüten, die sowohl Stempel als auch Pollen an einer Blüte tragen. Arten, die wie Myrica gale, sowohl männliche und weibliche als auch zwittrige Blüten aufweisen, nennt man polygam. Später bilden sich gelb drüsig punktierte, bis 3 mm große, verdickte Früchte.


Abb. 1 Myrica gale in einem anmoorigen Feuchtgebiet bei Wesel, Lippetal, 33 m, 51° 39' 12 N, 06° 40' 25 O
Abb. 2 Myrica gale mit Fruchtständen, im Moor des Gildehauser Venn bei Gronau, 29.06.2019, 40 m, 52° 15' 04 N, 07° 06' 00 O
Abb. 3 Kastanienbraune Rinde der Myrica gale, im Moor des Gildehauser Venn bei Gronau, 29.06.2019, 40 m, 52° 15' 04 N, 07° 06' 00 O
Abb. 4 Bestand von Myrica gale in einem Birkenbruchwald, Hildener Heide bei Düsseldorf, 05.10.2013, 91 m, 51° 10' 39 N, 06° 58' 27 O
Abb. 5 Verzweigender Strauch von Myrica gale, Schrolicksee, Nettetal, 41 m, 51° 21' 10 N, 06° 14' 37 O
Abb. 6 Lanzettliche und kurz gestielte Blätter von Myrica gale, im Moor des Gildehauser Venn bei Gronau, 29.06.2019, 40 m, 52° 15' 04 N, 07° 06' 00 O
Abb. 7 Myrica gale an einem Moorweiher, Naturpark De Meinweg an der deutsch-niederländischen Grenze, 03.10.2013, 39 m, 51° 10' 22 N, 06° 05' 01 O
Abb. 8 Junge Ausläufer der Myrica gale im Moor des Gildehauser Venn bei Gronau, 29.06.2019, 40 m, 52° 15' 04 N, 07° 06' 00 O
Abb. 9 Bestand von Myrica gale mit hohem Deckungsgrad bei den Stallberger Fischteichen, nahe Siegburg, 29.07.2013, 94 m, 50° 49' 02 N, 07° 13' 40 O
Abb. 10 Dunkelrote weibliche Blüten von Myrica gale, 04.04.2014, Privatgarten
Abb. 11 Männliche Blüten von Myrica gale mit den Staubfäden, die oberhalb der Deckblätter erscheinen. 04.04.2014, Privatgarten
Abb. 12 Bestand von Lysimachia vulgaris L. zusammen mit Myrica gale beim 'Elfenmeer" im Naturpark De Meinweg, Niederlande, 12.07.2014, 57 m, 51° 10' 53 N, 06° 07' 39 O
Abb. 13 Sträucher von Myrica gale am Moorsee Dobbe, südlich vom Ewigen Meer, Ostfriesland, 15.06.2021, 6 m, 53° 32' 11 N, 07° 25' 56 O


Die Abgrenzung der Myrica gale von anderen Sträuchern, besonders Weiden, im Feuchtgebiet ist mit Blüten- oder Fruchtständen einfach. Auch die sehr aromatischen Sträucher sind ein Hinweis. 

Nicht eindeutig gesichert ist das Benennungsmotiv des Gattungsnamens Myrica L. Es könnte auf das gr. "myron" (= wohlriechendes Salböl) zurückführbar sein. Auch beim Epitheton gale ist das Motiv nicht eindeutig. Schon vor Linné wurde der Gagelstrauch engl. "gale" genannt.

Myrica gale ist eine einheimische, dekorative Pflanze, die durch einen ausgesprochenen Aromacharakter besticht. Sie sollte in keinem Garten fehlen, zumal sie nicht sehr groß wird. Ein saurer Standort mit ausreichend Feuchte und Licht ist ideal.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.
Lorek, M. 2013: Myrica gale L., der Gagelstrauch, im exotischen Garten. – Hortus Exot., 14, 22–26.
Weber, H. E. 2008: Der Gagelstrauch. – BSH-Ökoporträt 45, http://www.nafor.de/BSH45_08_Myrika_final[1].pdf am 16.12.2013.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Myrica gale. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/myrica-gale.html am Tg.Mo.Jahr.