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Silene dioica (L.) Clairv.
   synonym: Lychnis dioica L.
                  Lychnis rubra Patze, E. Mey. & Elkan
                  Melandrium dioicum (L.) Coss. & Germ.
                  Melandrium rubrum Garcke
                  Melandrium sylvestre (Schkuhr) Röhl.
Rote Lichtnelke, Caryophyllaceae - Nelkengewächse
Ende Vollfrühling-(Herbst-)blüher, V–VI(–XI), 30–90 cm hoch, immergrün, zwei- oder mehrjährig

Die Rote Lichtnelke tritt in Mitteleuropa verbreitet bis gemein auf, mit einzelnen Lücken im Osten. Ihr Verbreitungsgebiet ist europäisch, in Nordamerika und Neuseeland ist die Art eingebürgert. Bevorzugt siedeln die Pflanzen an Böschungen, Wegesrändern, Ruderalflächen, Waldlichtungen, Wiesen, lichten Laub- und Auwäldern. Meist sind die Pflanzen zweijährig, gelegentlich kurzlebig mehrjährig. Entgegen des Epithetons dioica ist die Art nicht streng zweihäusig, sondern polygam, es kommen neben männlichen und weiblichen Pflanzen manchmal auch zwittrige vor. Die Pflanzen sind immergrün und können am Wurzelhals Erneuerungsknospen bilden. Sie sind dicht behaart mit eiförmigen bis lanzettlichen, gegenständigen Laubblättern. Die Blüten sind 5-zählig, nachts geschlossen, mit leuchtend roten oder rosafarbenen Kronblättern. Typischerweise sind die Kronblätter zweispaltig und haben am Grund eine Nebenkrone. Weibliche Blüten sind an den fünfzähligen Griffeln und den "bauchigen", größeren Kelchen erkennbar. Später bilden sich 10-zähnige Kapselfrüchte mit zahlreichen, braunschwarzen, kleinen Samen. Des öfteren sind Nachblüten der Roten Lichtnelke im Spätsommer oder während milder Herbstverläufe zu beobachten.


Abb. 1 Silene dioica im Schatten des Auwaldes in den Wupperauen bei Leverkusen-Opladen, 20.05.2015, 49 m, 51° 04' 36 N, 07° 00' 13 O
Abb. 2 Blüten der Silene dioica an einem Waldrand beim Schlangenberg nahe Aachen, 04.06.2011, 284 m, 50° 44' 12 N, 06° 15' 04 O
Abb. 3 Grundständige Blätter von Silene dioica, Rheinufer im Grind bei Stürzelberg, 29.08.2009, 33 m, 51° 09' 33 N, 06° 50' 11 O
Abb. 4 Rosafarbene Blüten der Silene dioica in den Wupperauen, Leverkusen-Opladen, 20.05.2015, 49 m, 51° 04' 37 N, 07° 00' 13 O
Abb. 5 Pflanze der Silene dioica auf einer Wiese oberhalb von Westendorf im Brixental, Österreich, 13.05.2016, 786 m, 47° 25' 18 N, 12° 11' 57 O
Abb. 6 Silene dioica an einer Straßenböschung im Kirnbachtal, mittlerer Schwarzwald, 21.04.2014, 716 m, 48° 15' 18 N, 08° 16' 39 O
Abb. 7 Blüten der Silene dioica mit deutlich erkennbaren Nebenkronen im Zentrum der Kronblätter. Kirnbachtal, mittlerer Schwarzwald, 21.04.2014, 716 m, 48° 15' 18 N, 08° 16' 39 O
Abb. 8 Pflanze der Silene dioica auf einer Sand-Kies-Bank am Rheinufer im Grind bei Stürzelberg, 29.08.2009, 33 m, 51° 09' 33 N, 06° 50' 11 O
Abb. 9 "Bauchige" weibliche Blüte links und "schlanke" männliche Blüte rechts der Silene dioica, Kirnbachtal, mittlerer Schwarzwald, 21.04.2014, 716 m, 48° 15' 18 N, 08° 16' 39 O
Abb. 10 Weiß-rosafarbene Blüten der Silene dioica bei denen es sich wohl um eine Hybride ohne Nebenkrone handelt. Wupperauen, Leverkusen-Opladen, 20.05.2015, 59 m, 51° 04' 57 N, 07° 00' 17 O
Abb. 11 Männliche Blüten der Silene dioica. Thermophile Wiese am Cluser Bach, Wuppertal-Beyenburg, 21.06.2017, 290 m, 51° 12' 45 N, 07° 16' 15 O
Abb. 12 Leuchtend rote Blüten der Silene dioica, Wupperauen, Leverkusen-Opladen, 20.05.2015, 59 m, 51° 04' 57 N, 07° 00' 18 O
Abb. 13 Blüten der Silene dioica im Kirnbachtal, mittlerer Schwarzwald, 21.04.2014, 716 m, 48° 15' 18 N, 08° 16' 39 O
Abb. 14 Silene dioica im Auwald des Strunde-Tals, Bergisches Land, 24.05.2015, 140 m, 50° 59' 52 N, 07° 09' 58 O
Abb. 15 Blüten der Silene dioica an einem Straßenrand eines Industriegebietes in Wuppertal-Langerfeld, 28.10.2015
Abb. 16 Pflanze der Silene dioica im Herbst an einem Straßenrand eines Industriegebietes in Wuppertal-Langerfeld, 28.10.2015


Linné hatte die Art als Lychnis dioica beschrieben. Manche Autoren sehen jedoch Lychnis L. nicht als eigene Gattung, sondern als Teil der Gattung Silene L. Der Gattungsname Lychnis leitet sich von gr. "lychnia" (= Lampe, Leuchter) ab und bezieht sich auf die leuchtenden Blüten oder auf die Verwendung von Lychnis-Laubblättern als Lampendochte. Silene soll der griechischen Mythologie entlehnt worden sein und zielt auf die Ähnlichkeit des fettbäuchigen Begleiters des Dionysos (Bacchus), Silen, mit den aufgeblasenen Kelchen der S. vulgaris (Moench) Garcke ab. Das Epitheton dioica stammt von gr. "dioicus" (= zweihäusig), auch wenn die Art nicht streng zweihäusig ist.

Häufig finden sich Hybriden mit der weißblütigen Silene latifolia Poir., die als S. ×hampeana Meusel & Werner bezeichnet werden und sich durch intermediäre Merkmale auszeichnen, beispielsweise weißen oder weiß-rosafarbigen Kronblättern.

Silene dioica ist eine hübsche Gartenstaude, die das Wildblumenbeet oder Staudenpflanzungen bereichert. Es sind zahlreiche Sorten mit unterschiedlichen Kronfarben im Gartenbau zu erwerben. Am besten erhalten die Pflanzen eine feuchte, aber nicht staunasse Stelle im Garten, basenreich, in Sonne bis Halbschatten.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Silene dioica. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/silene-dioica.html am Tg.Mo.Jahr.