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Verbascum thapsus L.
Kleinblütige Königskerze, Scrophulariaceae - Braunwurzgewächse
Hochsommerblüher, VII–X, 30–200 cm hoch, immergrün, zwei-(mehr-)jährig

Die Kleinblütige Königskerze tritt in Mitteleuropa verbreitet bis zerstreut auf und siedelt gerne an Ruderalstandorten, entlang von Verkehrswegen, auf Waldlichtungsfluren, an Gewässerufern und auf Schuttflächen. Das Verbreitungsgebiet ist europäisch-westasiatisch. Auf anderen Kontinenten ist die Art eingebürgert und wird teilweise als invasiver Neophyt beurteilt. Meistens ist die Kleinblütige Königskerze zweijährig und überwintert im ersten Jahr mit einer weißgrauen, filzigen, grundständigen Rosette. Im zweiten Jahr wachsen die Pflanzen kräftig in die Höhe und blühen an einem bis zu 2 m hohen, langgestreckten Blütenstand. Nach der Saison sterben die Pflanzen in der Regel ab. Die Kleinblütige Königskerze bildet eine kräftige Pfahlwurzel. Laubblätter und Stängel sind dicht wollig behaart. Der Stängel ist durch herablaufende Blattränder geflügelt. Die Blätter sind elliptisch. Von den gelben Blüten sind meist nur einige (wenige) geöffnet, so dass die Pflanzen über einen sehr langen Zeitraum blühen, oft bis weit in den Herbst hinein. Die Einzelblüten sind bis 3 cm im Durchmesser, kurz gestielt und leicht durchscheinend punktiert. Nach der Blüte entwickeln sich eiförmige Kapselfrüchte, die zahlreiche kleine, braune Samen enthalten.

Die Abgrenzung des Verbascum thapsus von den anderen Arten der Gattung kann schwierig sein, besonders wenn Hybriden zwischen den Arten auftreten. Die ähnliche Großblütige Königskerze, V. densiflorum Bertol., und die Windblumen-Königskerze, V. phlomoides L., haben deutlich größere Einzelblüten, mit mindestens 35 mm Durchmesser. Verbascum pulverulentum Vill., die Flockige Königskerze, wächst ausladend, kandelaberartig verzweigt. Verbascum nigrum L., die Schwarze Königskerze, ist nicht wollig behaart und hat meist einen dunklen, braun oder rot unterlaufenen Stängel.


Abb. 1 Pflanze des Verbascum thapsus mit niedrigem Blütenstand durch Mahd an einem Wegesrand am Pappelweg auf Langeoog, 26.07.2019, 3 m, 53° 44' 29 N, 07° 28' 58 O
Abb. 2 Herablaufende Blätter am Stängel sind typisch für das Verbascum thapsus. Halbtrockenrasen am Hängeberg, Brilon, Sauerland, 16.07.2016, 498 m, 51° 22' 28 N, 08° 35' 45 O
Abb. 3 Meist sind nur wenige Blüten des Verbascum thapsus gleichzeitig geöffnet. Bewachsene Düne am Rheinufer bei Stürzelberg, 06.09.2017, 34 m, 51° 09' 20 N, 06° 49' 56 O
Abb. 4 Blatt von Verbascum thapsus, Wahner Heide, 20.06.2013, 107 m, 50° 51' 35 N, 07° 10' 45 O
Abb. 5 Blüten des Verbascum thapsus, auf einer Sand-Kies-Bank des Rheinufers bei Stürzelberg, 06.09.2017, 33 m, 51° 09' 17 N, 06° 49' 51 O
Abb. 6 Ausgeprägt filzig-wollige Blattrosette des Verbascum thapsus an der Stolbergbahn, Breinig, 20.03.2006, 220 m, 50° 45' 06 N, 06° 14' 33 O
Abb. 7 Verbascum thapsus im Botanischen Garten von Sóller, Mallorca, 20.07.2003, 47 m, 39° 45' 52 N, 2° 42' 34 O
Abb. 8 Weißgraue, filzige Laubblatt-Rosette des Verbascum thapsus im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 14.03.2015, 324 m, 48° 04' 21 N, 07° 40' 47 O
Abb. 9 Blüte von Verbascum thapsus. Wegesrand am Pappelweg auf Langeoog, 26.07.2019, 3 m, 53° 44' 29 N, 07° 28' 58 O
Abb. 10 Pflanze des Verbascum thapsus auf einem Halbtrockenrasen am Hängeberg, Brilon, Sauerland, 16.07.2016, 498 m, 51° 22' 28 N, 08° 35' 45 O


Der Gattungsname Verbascum wurde von Linné aus dem Lateinischen übernommen, lat. "verbascum" (= Königskerze), und bezog sich ursprünglich wahrscheinlich auf V. nigrum, später dann in der Antike auch auf weitere Arten der Gattung. Nicht eindeutig ist die Ableitung des Epithetons thapsus, möglicherweise von lat. "thapsos" = was sich auf die ähnliche, südeuropäische Thapsia garganica L. bezog oder von gr. "thapsos" = eine (nicht identifizierte) Sippe mit einer gelben Wurzel. Letzteres erscheint wegen des Theta (griechisches th) wahrscheinlicher.

Verbascum thapsus sind dekorative Blütenpflanzen für den Staudengarten, aber auch für das Exotenbeet in Kombination mit Yuccas, Sukkulenten oder mediterranen Pflanzen. Ein sonniger Standort ist ideal. Damit sich die Pflanzen erfolgreich aussäen, sollten freie Bodenflächen im Garten vorhanden sein.

Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. – Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. – Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 930 S.



Zitiervorschlag: Lorek, M. 2020: Verbascum thapsus. – http://www.tropengarten.de/Pflanzen/verbascum-thapsus.html am Tg.Mo.Jahr.