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Ophrys holoserica (Burm f.) Greuter
synonym: Ophrys arachnites Lam.
Ophrys
elatior Paulus
Ophrys fuciflora
Moench
Hummel-Ragwurz, Orchidaceae - Orchideengewächse
Vollfrühling-, Sommerblüher, VIX, 1590 cm
hoch, vorsommer-, sommergrün, mehrjährig
Die Hummel-Ragwurz tritt im Südwesten Mitteleuropas selten bis zerstreut
auf, ansonsten fehlt sie fast ganz. Ihr Verbreitungsgebiet ist
europäisch-vorderasiatisch. Bevorzugt werden Trocken- und Halbtrockenrasen,
Wiesen und Waldlichtungen besiedelt. Die Pflanzen überdauern mit 2
unterirdischen Knollen; aus der einen entspringt im Frühjahr die
oberirdische Sprossachse. Jede Saison wird eine neue Knolle gebildet (=
Innovations-Wurzelknolle). Die 47 Laubblätter sind grundständig,
lanzettlich und 410 cm lang. Der Blütenstand ist eine lockere
Traube mit 210 Einzelblüten. Die äußeren
Perigonblätter (nach manchen Autoren Kelchblätter) sind weiß
oder rosafarben und eiförmig. Die inneren Perigonblätter (nach
manchen Autoren Kronblätter) sind fast 3-eckig, spitz, kürzer und
dunkler als die äußeren Perigonblätter; selten können
die inneren Perigonblätter grün sein. Die Lippe ist ungeteilt,
trapezförmig, fast flach, bis 18 mm breit, purpurbraun mit gelblichem
Fleck in der Mitte; am Grund finden sich 2 seitliche behaarte Höcker
und an der Spitze ein nach vorne gebogenes Anhängsel. Später bilden
sich Kapselfrüchte, die beim Eintrocknen längs aufreißen
und jeweils tausende feine Samen freigeben.
Die inneren Perigonblätter bilden eine Biene nach und dienen zusammen
mit Sexuallockstoffen zur Fernanlockung von Wildbienen
(Sexualtäuschblumen), die beim Tänzeln auf der Lippe die Blüten
bestäuben. Zusätzlich können auch andere Insekten die Pflanzen
erfolgreich bestäuben.
Die Hummel-Ragwurz ist formenreich und es existiert daher eine Plethora an
infraspezifischen Taxa. Erwähnenswert sind die spätblühenden
Sippen der ssp. elatior (Paulus) H. Baumann & Künkele, die
von Juli bis September blühen und höher werden als die
frühblühenden.
Abb. 1 Blüten der Ophrys holoserica auf einem Halbtrockenrasen im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 28.05.2018, 316 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O | Abb. 2 Apikaler Blütenstand von Ophrys holoserica auf einem Trockenrasen am Bollenberg, Elsass, Frankreich, 30.05.2018, 291 m, 47° 56' xx N, 07° 15' xx O |
Abb. 3 Blüten der Ophrys holoserica auf einem Trockenrasen am Bollenberg, Elsass, Frankreich, 30.05.2018, 291 m, 47° 56' xx N, 07° 15' xx O | Abb. 4 Blüte der Ophrys holoserica auf einem Halbtrockenrasen im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 28.05.2018, 322 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O |
Abb. 5 Unreife Kapselfrucht von Ophrys holoserica auf einer Wiese im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 20.06.2019, 320 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O | Abb. 6 Lanzettliche Laubblätter der Ophrys holoserica auf einer Wiese im Arboretum Liliental, Ihringen, Kaiserstuhl, 20.06.2019, 320 m, 48° 04' xx N, 07° 40' xx O |
Abb. 7 Blüte von Ophrys holoserica auf dem Trockenrasen am Strangenberg, Westhalten, Elsass, 21.06.2019, 385 m, 47° 57' xx N, 07° 16' xx O | Abb. 8 Blüten der Ophrys holoserica mit weißem, äußerem Perigon im Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet Totengrien bei Istein, 10.08.2016, 238 m, 47° 39' xx N, 07° 32' xx O |
Abb. 9 Blütenstände der Ophrys holoserica zusammen mit der Pyramiden-Spitzorchis, Anacamptis pyramidalis (L.) Rich., im Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet Totengrien bei Istein, 10.08.2016, 238 m, 47° 39' xx N, 07° 32' xx O | Abb. 10 Spätblühende, hoch werdende Ophrys holoserica ssp. elatior im Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet Totengrien bei Istein, 21.08.2021, 238 m, 47° 39' xx N, 07° 32' xx O |
Der Gattungsname Ophrys
L. leitet sich ab von gr. "ophrys" (= Augenbraue, Bergvorsprung,
Anhöhe), wobei das Benennungsmotiv nicht eindeutig ist; es könnte
sich auf den Standort in collinen bis subalpinen Regionen beziehen.
Vorlinnäisch firmierte Ophrys unter der Gattung
Orchis L., nach den zwei
hodenförmigen Wurzelknollen, die beiden Gattungen gemeinsam sind. Das
Epitheton holoserica stammt von gr. "holos" (= ganz) und gr. "Serikos"
(= chinesisch), zu "ganz seidene Stoffe aus China", hier im Sinne von
"seidenweiß", nach der weißen Farbe der Kelchblätter,
insbesondere der frühblühenden Sippen im Juni (nach manchen Autoren
ssp. holoserica).
Referenzen
Genaust, H. 2012: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.
Nikol-Verlag, Hamburg, 701 S.
Haeupler, H. & Muer, T. 2007: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen
Deutschlands. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 789 S.
Jäger, E. J. 2011: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland.
Gefäßpflanzen: Grundband. Spektrum Akademischer Verlag,
Heidelberg, 930 S.
Zitiervorschlag: Lorek, M. 2021: Ophrys holoserica.
http://www.tropengarten.de/Pflanzen/ophrys-holoserica.html am Tg.Mo.Jahr.
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